Wild-West-Blechdosen mit Goldfüllung machen ein Ehepaar stinkreich!

Am 25 Februar sind die Ticker-Meldungen über alle Nachrichtenagenturen gelaufen. AP, Reuters, dpa - nenn' eine Agentur und sie war dabei. Gemeldet wurde ein sensationeller Goldfund, den eine Ehefrau beim täglichen Spaziergang gemacht hatte. An einer Stelle, an der sie schon tausend mal vorbeigegangen war, lugte eine alte verrostete Dose hervor. Die Frau machte etwas, was sonst nur sehr wenige machen. Sie bückte sich und buddelte die Dose mit einem Stock aus, schaute rein und fand was die Dose so schwer machte: Eine Mischung aus Erde und Scheiben aus irgendeinem Metall. Sie nahm ihren Fund mit nach Hause.
Nach dem Reinigen stellte sie fest, dass die Metallscheiben echte kalifornische Golddollars aus dem 19. Jahrhundert waren. Sie und ihr Mann fanden in der Nähe der ersten Fundstelle weitere Blechdosen mit ähnlichem Inhalt. Insgesamt 1427 Gold-Dollar-Münzen mit Prägungen von fünf, zehn und zwanzig Dollar.
Sie Übergaben ihren Fund an den Gold-Händler Kagin in Kalifornien, dessen Familie schon seit 81 Jahren dieses Geschäft betreibt. Kagin war es schließlich auch, der den Fall öffentlich machte. Denn die Münzen sollen alle verkauft werden. Zwar ist ihr Prägewert mit 28 Tausend Dollar durchaus beachtlich, aber der wirkliche Wert der Münzen geht in die Millionen! Kagin verkauft die Münzen über die Handelsplattform Amazon. Einige Stücke werden demnächst auf der National Money Show in Atlanta zu sehen sein, die heute eröffnet und auf der die Münzen am Stand von Kagin ausgestellt werden.

Quelle

Ich habe die Geschichte bei Yahoo im Bereich Politik gesehen. Dort wird sie eingefasst im üblichen Yahoo-Werbe-Promo-Layout über mehrere Seiten verteilt erzählt. Interessant ist dort ein kleiner Daten-Verlinkung-Fehler, der die ganzen Agentur-Meldungen über diese Geschichte zeigt, und schließlich auch zur ursprünglichen Quelle dieser Story führt, nämlich die Lokal-Seite vom San Francisco Cronicle. Und diese haben es vom Goldhändler Kagin, der durch die Presse-Berichte über den Goldmünzen das Interesse der Öffentlichkeit an den Goldmünzen steigert. Letztendlich wird die gestiegene Aufmerksamkeit den Verkauf und wahrscheinlich auch den Preis einzelner Stücke wesentlich beflügeln. 

Das Nachrichten Geschäft

Wir begehen häufig den Fehler auf die Presse zu schimpfen, wenn wir feststellen, dass die Berichterstattung die Realität, oder auch nur die Wahrnehmung und Interpretation der Realität beeinflusst. Ja, es ist ein Fehler, sich so beeinflussen zu lassen, aber nicht ein Fehler den der Journalismus begeht, sondern den der Konsument dieser Nachrichten begeht.
Ich habe in meiner Überschrift eine Wild-West-Story angekündigt, Yahoo.com und selbst der SFCronicle.com spielen mit der gleichen Assoziation. In beinahe allen Köpfen bilden sich ähnliche Gedanken und Erwartungen, wenn bestimmte Schlüsselworte fallen. Wenn dann die Geschichte konsumiert ist, gibt es zwei Möglichkeiten. Die Erwartungen der Leser wurde erfüllt oder enttäuscht. Wobei es positive und nagative Enttäuschungen gibt. Negativ ist, wenn eine Wild-West-Story angekündigt wird und dabei raus kommt, dass ein Goldhändler einfach nur etwas Wind für seine Gold-Dollars machen will. Positiv im Sinne von Überraschung ist, wenn der Konsument der Story sieht, naja Wild-West war angekündigt aber Marketing-Lektion ist auch nicht schlecht. Das heißt Postive oder Negative Bewertung liegt nicht beim Journalisten, sondern bildet sich beim Leser der Geschichte. 

Das Geschäft durch Aufmerksamkeit beflügeln

Kagin selbst hätte vielleicht nicht das Geld eine weltweite Kampgane für seine Golddollars zu bezahlen. Und selbst wenn, wäre es längst nicht so wirksam, wie diese Pressemeldungen über ein ungenanntes kalifornische Ehepaar. Wobei die Pressemeldungen nur existieren, weil sich immer wieder zeigt, auf welche Art von Stories die Leser stehen. Golddollars in Wild-West Konserven, einstmals schöne Promi-Geischter, die durch Crack, Alterung, Chirurgie usw. arg gelitten haben, der endlich gefasste Serienmörder, der Assi der den Sozialstaat plündert... All diese Geschichten haben eines Gemeinsam. Sie binden uns Emotional ein. Wobei die Art der Emotionen, die geweckt werden sehr unterschiedlich sind - oder besser - die Emotionen sind beliebig, solange der Zweck erreicht wird. 
"Click mich!" Zwei Worte mehr nicht. Das ist der Zweck, der erreicht werden soll. Die Nachricht wird zur Ware. Der Konsum dieser Nachrichten-Ware lenkt die Aufmerksamkeit auf ein Produkt, das eher am Rande der Story steht - zum Beispiel die Golddollars von Kagin, die ab heute auf der Münzmesse in Atlanta zu sehen ist, und die auch über Amazon verkauft werden.
Ich selbst habe Deine Aufmerksamkeit auf Nachrichtenplattformen wie Yahoo, SFCronicle.com usw gelenkt. Dort sind Anzeigen geschaltet, hast du auf eine geklickt? Hat sich jemand bedankt - Grund genug hätte er, denn jeder Klick zählt, und mit dem zählen kommt das Bezahlen.

Schatzsuche ein Geschäft?

Naja, "Finder's Keepers" ist in Deutschland leider kein Geschäftsmodell. Selbst der Grundstücks-Eigtümer muss alles was von historischen oder kulturellen Werten auf seinem Grundstück gefunden wird, bei den Behörden abliefern. Wenn du das Glück haben solltest einige Thaler zu finden, steht dir Finderlohn zu. Du darfst mit deinem Thaler Fund aus Deutschland nicht zu Kagin gehen und stinkreich werden. Neidisch? 




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