Musiktheorie: Songstruktur mit Wiederholungen und Sprüngen

Ausschnitt-Foto: Peter Benwar-Wagner
Ein professionell aufgeschriebenes Song-Arrangement für Gitarre oder Klavier verrät dir auf einen Blick die Teile des Songs und wie sie aufeinander folgen. Dazu werden bestimmte Zeichen und Bezeichnungen zusätzlich zu den Noten aufgeschrieben.
Wenn du bisher alles über Takte, Noten, Schlüssel usw. erfahren hast, aber Coda, To Coda, D.S. al Coda usw. noch Fremdworte für dich sind, fehlt dir dieser Blick.
Der eine Blick, der genügt um die Struktur eines Song-Arrangements zu erfassen. Du lernst hier nur auf diese Zeichen und Bezeichnungen zu schauen, um genau zu verstehen wie der Song aufgebaut ist. Zeit für den Durch-Blick!

Zur Erinnerung

Ein Song besteht meistens aus Intro, Versen, Varianten, Bridge und Outro. Dieser Text benutzt ein Beispiel das aus allen diesen Einzelteilen besteht. In einer Reihenfolge von 1 ... bis ... 6 werden die einzelnen Teile des Songs gespielt.
  1. Intro
  2. Vers 1
    1. Variante 1
  3. Vers 2
    1. Variante 2
  4. Bridge
  5. Vers 3
  6. Outro
Ausschnitt-Foto: Peter Benwar-Wagner
Nach dem Intro folgt der erste Vers - und somit die ersten beiden Zeichen, die dir etwas über die Struktur verraten.
Da ist zuerst das Wiederholungszeichen. Es taucht in zwei Varianten auf:
a) Der Beginn der Passage, die hier wiederholt werden soll
b) Das Ende der Wiederholung.
Die Wiederholungszeichen ergänzen die Angaben zum Takt. Das heißt Wiederholungen gelten für mindestens einen Takt - meistens jedoch für mehrere Takte. Die Takte die wiederholt werden sollen werden durch die Wiederholungszeichen wie in Klammern gesetzt. Zu diesen Wiederholungszeichen, gehören häufig auch noch Varianten. Beachte bei den Varianten, dass sie alle - bis auf die Letzte - vor dem Ende der Wiederholungszeichen notiert sind (also quasi in der Klammer stehen), während die letzte Variante außerhalb der Klammer stehen. Die Varianten sind durchnummeriert und die Takte, über die sich jede Variante erstreckt sind gesondert durch einen Strich über den Noten-Bereich gekennzeichnet. Bild 1 zeigt das Schema für zwei Varianten:
Bild 1: Wiederholungszeichen mit Angabe von Varianten
Quelle: Peter Benwar-Wagner

Das zweite Zeichen - ein Segno - steht vor dem Wort Verse und deutet etwas an, was Programmierer eine Rücksprungadresse nennen. Das heißt, wir werden einen Teil der Passage in den Wiederholungszeichen sogar noch ein drittes mal spielen. Das Segno sieht aus wie ein S, das nach hinten kippt und von einem Prozentzeichen gestützt wird und es steht vor dem Wort Verse.

Ausschnitt-Foto: Peter Benwar-Wagner
Bevor wir zum Segno zurückkehren ist zuerst nach der zweiten Variante die Bridge angesagt.
Ausschnitt-Foto: Peter Benwar-Wagner
Die Bridge sorgt für Abwechslung zwischen den Versen. Nachdem Vers 1 und 2 einen Teil der Geschichte erzählt haben, könnte die Bridge eine kleine Wandlung des Themas vorbringen. Es könnte Spannung aufgebaut werden, die Gedanken in eine andere Richtung gelenkt werden, ein Solo könnte zu Ausschweifungen einladen - was auch immer. Irgendwann ist die tollste Bridge zu Ende gespielt und dein Blick springt zurück zum Segno - du weißt schon, das nach hinten gekippte S mit der Prozent-Zeichen Stütze.
Und wer verrät dir wann es soweit ist? Na, der gute alte D.S. al Coda. Wobei es sich nicht um den Bourbon schlabbernden Al aus der ersten Reihe deiner Zuhörer handelt. D. S. sind also nicht die Initialen eines Menschen, sondern Abkürzungen für italienische Worte. Sie stehen für Dal Segno. Zu deutsch etwa, vom Segno. Nun verrate ich noch die Übersetzung von al Coda, - sie lautet zum Coda - und schon deutet sich eine Lösung des Rätsels an.
Ausschnitt-Foto: Peter Benwar-Wagner
Wenn da nicht dieses To Coda mit der Zielscheibe gleich vor der ersten Variante der Wiederholungen wäre. Mit To Coda richtet sich der Blick auf die Zielscheibe am Schluss - also das Zielscheiben-Coda.
D.S. al Coda ist die Ansage für eine Wiederholung ab dem Segno-Zeichen die bis zum Zielscheiben-Coda gespielt werden soll. Aber du nimmst vor den notierten Varianten 1 und 2 die Abkürzung und springst mit dem Blick, nachdem der Takt unter To Coda gespielt ist, direket zum Zielscheiben-Coda.

Ausschnitt-Foto: Peter Benwar-Wagner
Nochmal:
Du spielst in der dritten Wiederholung vom Vers, alle Takte ab Segno bis To Coda Zielscheibe und springst von dort direkt zum Zielscheiben Coda und spielst die restlichen Takte des Songs.




Zusammengefasst

  1. Du spielst das Intro
  2. Spielst dann Vers 1 (Signo)
    1. Variante 1
  3. Dann Vers 2 (Signo)
    1. Variante 2
  4. Dann Bridge und achtest auf D.S. al Coda
  5. Du Springst zurück zum Vers (Signo)
    1. Spielst bis zu Sprungmarke (To Coda Zielscheibe)
  6. Springst zum Zielscheiben-Coda und spielst den Rest.

Die Ironie

an dieser Geschichte liegt darin, dass das Programm Tux-Guitar, das ich zum übertragen von Gitarren-Noten benutze nur die einfachen Wiederholungen kann. Die Segnos und Codas muss man selber dranhängen, was für mehr Notenblätter sorgt.

Quellen

Die Bildchen auf dieser Seite sind Zitate aus: Fingerpicking Standards, Hal Leonard Seiten 26, 27


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