Zensur heute: Internet-Sperren

Immer wenn du Facebook, Twitter, YouTube oder etwas ähnliches benutzt bist du mit einigen Hundert Menschen direkt verbunden, als Prominenter Account vielleicht sogar mit einigen Hunderttausend oder gar Millionen. Ich verliere da schnell den Überblick wer von den Promis auf welcher Plattform wie viele Follower oder Freunde oder Abonnenten hat. Macht auch nichts, denn jeder kennt sie, und man müsste nichts drüber schreiben.
Wenn da nicht die Sache mit der Zensur wäre. Wie bereits Eric Schmidt und Jared Cohen in ihrem Buch Die Vernetzung der Welt darlegten, haben alle Staaten auf dem Planeten die Möglichkeit ihren Bürgern Teile oder das komplette Internet vor zu enthalten.
Was früher eine Zeitungsredaktion machte, nämlich die Themen auswählen, von denen sie sich vorstellte, dass sie für ihre Leser interessant seien, geschieht heute automatisch. Es sind Programme, die den kompletten Überblick über ein Netzwerk wie Facebook haben und dir dort die interessantesten Beiträge, Vorschläge, aber auch die interessanteste Werbung präsentierten. Das gleiche leisten Suchmaschinen, wenn du sie nicht anonymisiert benutzt.
Und weil in solchen Netzwerken nicht nur Privat-Kram ausgetauscht wird, sondern viele sich auch zu politischen Themen äußern, entstehen schnell Knotenpunkte an denen sich viele Leute dranhängen und dort gegenseitig auf dem Laufenden halten. Zur Zeit ist es so, dass diese Knotenpunkte gerne innerhalb von Facebook, Twitter oder Youtube entstehen. Prinzipiell ist ihr Entstehen jedoch nicht an solche Sub-Netze gebunden, sondern es ist vielmehr so, dass jede Netz-Struktur dazu tendiert solche Knoten-Punkte auszubilden. Die Tatsache, dass du diesen Text lesen und verstehen kannst, liegt an solchen Knoten in deiner neuronalen Verschaltung.
Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan ist nicht nur eine reale Person, sondern auch so ein Informationsknoten im Internet. Die Reale Person - der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan - fühlt sich durch seinen Wiedergänger in den Netzwerken über den viele Leute noch viel mehr bloggen, filmen und mixen in seiner gesellschaftlichen Position als Der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan bedrängt und kommt daher auf die nahe liegende Idee, die sub-Netze, wo sich die Kommunikation zu seiner Person zu verdichten scheint, einfach abzuschalten. Im Visier hat er YouTube und Facebook.
Autoritär Regierende hätten zu früheren Zeiten die Redaktionen geschlossen, oder ihre Produktion streng überwachen lassen. Aber das hat keinen Künstler, Wissenschaftler, oder Autor davon abgehalten weiterhin kritisches Wissen zu produzieren und dieses Wissen findet immer einen Weg - fast wie das Leben ans sich. Selbst wenn eine Regierung alle Sozialen Netzwerke und ausländischen Suchmaschinen sperrt, wird es immer Wege geben dieses kritische Wissen zu vernetzen. Es ist schlichtweg unmöglich zu verhindern, das über einen Premier kritisches Wissen gesammelt und verbreitet wird.
Die Macht der Hyperlinks ist einfach unwiderstehlich. Zusammen mit der Tatsache, dass Informationen im Netz redundant gespeichert sind und an verschiedenen öffentlich abrufbaren Stellen vorgehalten werden, können jederzeit und überall Gemeinschaften entstehen, die ihre Bookmarks, und Links austauschen. Es wird keinen Unterschied machen ob jemand ein oder zwei Soziale Netzwerke ausschaltet.
Allerdings ist eines Denkbar: Ein nationales Netz mit keinen oder stark reglementierten Knoten zum Internet. Dieses nationale Netz stünde unter strenger Zensur und die Türkei wäre eine Informationsinsel. Die alte Sowjetunion, die bestimmte Autoren oder Musik etc. unterdrücken wollte wäre ein Beispiel. Selbst ihre Bürger schafften es die Informationen zu vervielfältigen und zu verteilen. Kritisches Wissen ist nicht an ein bestimmtes Medium gebunden. Das Internet beschleunigt die Vorgänge nur.

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