Maurice Taylor, "Die Welt" und die "Faulen Franzosen"

Der Boss von Titan (ein US-Konzern – Kerngeschäft Reifen) Maurice Taylor weiß nach eigener Einschätzung genau, wie er für die USA einen ausgeglichenen Haushalt organisieren kann. Er macht es wie ein Konzern-Manager, indem er nach kostengünstigeren Strukturen sucht, um die Bürokratie der USA zu verschlanken. Er macht eine Rechnung auf:
Ausgehend von
  • 3 Millionen zivil beschäftigten Bürokraten
  • 1,4 Millionen aktiven Soldaten
  • 1,1 Millionen National Gardisten
stellt er fest dass 5,5 Millionen Menschen im Apparat der US-Regierung beschäftigt sind, die zusammen einen Kosten-Berg von „1,3 Trillion Dollar“ verursachen.

Anmerkung zur Verdeutlichung der Zahlen: Trillion werden zu Billionen übersetzt und eine Billionen sind 1000 Milliarden. „1,3 Trillion Dollar“ übersetzen wir in Europa leicht auf 1000 Milliarden Euro, bei einem USD-Kurs von 1,3. Zum Vergleich: Die deutsche Schulden-Uhr steht bei ca. 2000 Milliarden Euro. Die US-Regierung gibt nach dieser Quelle jährlich ungefähr die Hälfte dessen für ihren Apparat aus, wie Deutschland insgesamt an Schulden seit 1945 angesammelt hat.

Wäre dieses Budget durch Staatseinnahmen gedeckt gäbe es für Maurice Taylor wahrscheinlich nichts zu besprechen. In die Diskussion wirft er

  • Social Sequirity (Sozialversicherung in USA)
  • Midi-Care (Krankenversicherung in USA)
und bemerkt dass Überschüsse aus diesen System ins allgemeine US-Budget eingehen würden. Das nennt er Diebstahl.
Dann stellt er seine Pläne zur  Kürzung vor und erinnert dabei an ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen und beschwört die „American Workforce“. Für ihn sind es produktiv eingesetzte Arbeitskräfte, die unter einer gescheiten Leitung Profite erarbeiten. Als Manager behauptet er den Laden USA so straffen zu können, dass er folgende Entlassungen vornehmen kann:

  • 2 Millionen zivil beschäftigte Bürokraten - es bleiben 1 Million
  • 300 Tausend aktive Soldaten es bleiben 1,1 Millionen
  • 350 Tausend National Gardisten es bleiben 750 Tausend
Insgesamt kann Maurice Taylor von den 5,5 Millionen Menschen 2,65 Millionen Beschäftigte auf die Straße setzen und die restlichen 2,85 Millionen Bürokraten produktiv machen. Damit spart er jährlich „546 Billion“ von den „1,3 Trillion“ jährlich ein. Daran hängt er eine 0 und rundet das ganze auf. So kommt er auf eine Einsparung in 10 Jahren von „6 Trillion Dollar“.
Er versucht dann mit Details aus dem Postbereich, der Gesundheitsvorsorge, der Genehmigungsverfahren und Bauvorschriften die Einsparungen glaubwürdig zu machen, ohne jedoch wirklich in die Details zu gehen, weil dazu die Zeit fehle. Und hier war ich dann auch mit meinem Verständnis der US-Gesellschaft überfordert :-).
Glaubwürdig ist Maurice Taylor für mich als Manager. Der Mann weiß, worauf es ankommt wenn es darum geht Menschen in einem industriellen Produktionsprozess produktiv - bezogen auf das Kapital und die zugrunde liegenden Vorschriften zur Buchhaltung usw. - zu verwerten.
Ein Manager kann entlassene Arbeiter vergessen, sobald sie das Gelände des Unternehmens verlassen haben. Aber 2,65 Millionen gefeuerter Bürokraten verschwindet nicht so einfach aus dem Land! Sie hängen bei den Arbeitslosen rum. Aber da endet der Tunnel Blick eines Managers – leider!. Das disqualifiziert ihn – soweit es mich betrifft – als vertrauenswürdigen Politiker.
Hier noch die Vorurteile die Maurice Taylor teilt:
  1. Präsident Obama beschäftigt linke Bürokraten, die keine Ahnung davon haben, wo und wie Menschen produktiv eingesetzt werden.
  2. Die private Wirtschaft beschäftigt die „American Workforce“,
  3. die Staatsbürokratie beschäftigt Rechtsanwälte.
  4. Rechtsanwälte sind alle klug und hochgebildet. Sie sind trainiert auf beiden Seiten kämpfen zu können.
  5. Menschen die nicht wissen auf welcher Seite sie kämpfen sollen, haben ein arges Problem.
So - und nun warum ich über Maurice Taylor schreibe: Der gute Mann war in Frankreich und hat sich eine Good-Year-Reifen-Fabrik angeschaut um sie eventuell zu kaufen. Nach einer Analyse schrieb er laut „Die Welt“ dem Französischen Präsidenten: "Sie können die sogenannten Arbeiter behalten." Angeblich würden die Leute in dem Werk täglich nur drei Stunden produktiv arbeiten, die restliche Zeit würden sie mit Pausen und Tratsch verbringen. Im Artikel berichtet „Die Welt“ nix über die Auslastung der Firma, man wisse halt nur das Good-Year das Werk mit 1200 Mitarbeitern schließen wolle. Die Fakten und Details über den Produktionsstandort erfährt der Leser nicht. Ich selbst habe schon mal in einer Firma gearbeitet, die nur noch ein Jahr zu leben hatte. Da war nicht mehr viel los in dem Laden und gefeuert wurde auch niemand. Na was soll man schon groß machen, wenn keine Aufträge für Beschäftigung sorgen und man andererseits eine Anwesenheitspflicht hat? Mittagspause und geselliges miteinander sind vor diesem Hintergrund keine wirklich abwegigen Gedanken oder?
„Die Welt“ lässt mich über die wirklichen Gründe im Dunklen stehen. Ich weiß nur dass die Obama Regierung, anders als ihre Vorgänger, daran interessiert ist, Industrie-Arbeitsplätze wieder zurück in die USA zu holen. Es gibt mittlerweile eine Diskussion über eine atlantische Freihandelszone. Ohne EU-Schutzzölle können US-Konzerne wieder verstärkt in den USA produzieren und die Produkte in der EU vermarkten. Ein erfolgreicher Manager mag einen Tunnel-Blick haben wenn es um Politik geht, aber am Ende dieses Tunnels stehen Dollar-Zeichen und eine gescheite betriebswirtschaftliche Analyse nicht jedoch irgendwelche „Faulen Franzosen“, die nur drei Stunden am Tag arbeiten wollen. So naiv sind nur die Journalisten der Springer-Presse - nehme ich mal an.
Quellen:



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