Wegen Putin: Fracking jetzt doch in Deutschland

Auch im Sub-Text übers Fracking äußert sich die Anti-Putin Haltung der Fernsehjournalisten von Panorama. Diesmal getarnt als politischer Sachzwang, um unabhängig von Erdgaslieferung aus Russland zu werden. Wieso gibt es keine gescheiten Antworten auf die wirklichen Fragen der Energiepolitik?  

Übrigens: Natürlich wurden wir für diesen Beitrag von Exxon bezahlt. Die Millionen klingeln schon auf unserem Konto. So wie Panorama auch wahlweise von den Gewerkschaften, von der SPD, der US-Regierung, der konventionellen Landwirtschaft oder sonstwem gekauft ist. - Muss Panorama reich sein. (Panorama-Moderation vom 4.9.2014)

Soweit die sarkastisch gemeinte Bemerkung machte die Moderatorin der Panorama Sendung vom 4.9.2014. Ob sie damit der Kritik den Wind aus den Segeln nehmen kann? Fakt ist, die Panorama Autoren - T. Berbner, J. Jolmes, J. Klofta, B. Scheper - üben in ihrer Reportage herbe Kritik am der Beitrag an der preisgekrönten Doku Gasland von Josh Fox und sie hinterfragen die weit verbreitete Interpretation einer Risiko-Studie des Bundes-Umweltamtes zum Thema Fraking.
Quelle: Screenshot Panorama-Sendung vom 4.9.2014. Anmoderation zum Fracking Beitrag
In ihrem Beitrag stellen T. Berbner & Co klar, dass es zwei Sorten von Erdgas gibt. Solches in geringen Tiefen und solches aus Tiefen die mehrere Kilometer unter der Erde lagern. Das Erdgas, das gefrackt wird befindet sich mehrere Kilometer tief unter der Erde. Das oberflächen-nahe Gas hat die Tendenz über Erdspalten in die Atmosphäre zu entweichen. Dabei nimmt es gerne die gleichen Wege wie Grundwasser, das als Quelle irgendwo aus dem Boden tritt. In ihrem Beitrag zeigen sie einen Brack-Wasser Kanal aus dem brennbare Faulgase entweichen. Sie benutzen eine vom ihrem Flaschenboden befreite Glasflasche in das sie die Faulgase Blubbern lassen. Als Teenager benutzte ich früher für dieses Experiment einen aufgeschlitzten Plastik-Kanister.
Damit haben T. Berbner & Co dann erstmal klar gestellt, dass dieses brennende Brunnenwasser aus Gasland tatsächlich einer falsch angelegten Bohrung beim Bau des Brunnens entstammt.
Screenshot Panorama-Sendung vom 4.9.2014, Quelle Gasland Doku - Brennendes Brunnenwasser ein natürliche auftretendes Phänomen?
Wer bei Gasland nachschaut, erfährt dass diese Gasbeimischung zum Brunnenwasser erst nach dem Fracking auftrat. Vorher war der Brunnen ok. In Gasland wird der Zusammenhang so hergestellt, dass die Rohrleitungen durch die das Wasser und der giftige Frack-Chemie-Cocktail gepresst werden entweder durch den Einsatz vor Ort, oder von Anfang an nicht ganz dicht waren, so dass unbeabsichtigte Fracks in der nähe des Brunnens entstanden. Vor Gericht ist es dann eine Sache der Qualität von Rechtsanwälten, ob der Brunnen falsch angelegt wurde, weil sein Schacht von Beginn an durch Faulgas-Schichten führte, oder ob dieser Kontakt zum Faulgas erst durch unbeabsichtigte Fracks nahe der Erdoberfläche entstanden. Im Panorama Film gibt's einen kurzen Blick auf ein Dokument, das angeblich Beweist, dass der Farmer seinen Brunnen falsch gebohrt hat.
So werden auch die giftigen Substanzen im Brunnenwasser ge- und erklärt, die an mehreren Stellen nach dem Fracking bei all den anderen Fracking-Opfern auftraten.
In Gasland geht es jedoch nicht darum das Fracking in vielen Kilometer Tiefe gefährlich sei, sondern darum, das bei der eingesetzten kommerziellen Technik häufig unbeabsichtigt Fracks nahe der Erdoberfläche entstehen. Wer dann später vor Gericht recht bekommt und wer das Nachsehen hat ist nicht Thema der Doku Gasland, sondern wie immer im Kapitalismus eine frage des Geldes und sonstiger Energie, die Protagonisten in Gerichtsprozesse stecken.
Ein weiteres Highlight der Reportage von T. Berbner & Co für Panorama ist die Show der Fracking-Meister vor Ort. Drei Leute trinken im Auftrag der Guten Sache jeweils ein Pinnchen Fracking-Wasser, so wie sie es angeblich zum Fracking von Schifergas vor Ort einsetzen. Wer genau hinschaut sieht, dass sie ein Wasser mit 2% Alkohol in die Kamera halten. Dafür bekommen sie von mir ein LOL. Mir wäre ein Jim Beam lieber gewesen :-)
Quelle: Screenshot Panorama-Sendung vom 4.9.2014. Drei Angestellte trinken vor der Kamera jeweils ein Schnäpschen Fracking-Wasser: Frac Fluid Schiefergas, Wasser 99,8%, Cholinchlorid 0,14%, Butylglycol 0,06% - LOL
Ungeklärt bleibt das Kunststück wie giftiges Tiefenwasser durch Fracking an die Oberfläche und ins Grundwasser gelangen kann und wie die Fracking-Firma mit der Entsorgung dieser Brühe umgeht. T. Berbner & Co. weisen ihn ihrer Reportage auf diese Lücke hin. Wie immer findet man über Google zur Rezeptur und zur Giftigkeit von Fracking-Flüssigkeit massenweise Material. Zum Beispiel auch denjeningen wonach Exxon-Mobile bis zu 15 % giftige Chemie-Zusätze im Fracking Wasser bestätigt.
Ein weiteres Thema in der Reportage von T.Berbner & Co. ist die Gefahr von Erdbeben durch Fracking. Es kommen Leute zu Wort, die diese Gefahr verneinen und herunterspielen unter anderem auch diejenigen Wissenschafler, die an der Studie fürs Bundes-Umwelt-Amt federführend mitgearbeitet haben.

Qulitätsjournalismus in Leit-Medien?

Das Personal der Leit-Medien jammert im Nachschlag ihrer Berichterstattung häufig über angeblich unzulässige Kritik. Zur Zeit übermäßig stark, so dass die sogenannten Leit-Medien scheinbar zu Leid-Medien werden.
Offensichtlich macht sich der Panorama-Beitrag für die Gasförderung in Deutschland durch westliche Konzerne stark und unterstützt damit einen Gesetzentwurf, den die Bundesregierung in den nächsten Tagen dem Bundestag zur Abstimmung vorlegen wird und dies trotz erheblichen Gegenwind von zahlreichen Bürger-Initiativen und Online-Stimmen-Sammler wie Campact und Attac. Die Bundesregierung favorisiert Fracking, weil die berühmt berüchtigten Firmen diese Methode kommerziell und gewinnbringend sehr gut beherrschen, und weil der führende Gaslieferant GAZPROM zur Zeit politisch unbeliebt ist. 
Unumwunden teilen die Autoren zum Ende ihrer Reportage ihre Motivation mit.
Eines steht fest. Erdgas wird Deutschland in den nächsten Jahrzehnten noch benötigen. Zur Zeit sind wir erheblich vom russischen Gas abhängig. Das eigene Schiefergas könnte da Erleichterung schaffen. Vielleicht würde mehr Nüchternheit statt Emotion der Debatte gut tun. (Panorama 4.9.2014)
Die politischen Fernseh-Journalisten haben mit ihrem Beitrag ein Thema aufgegriffen, das aktuell in der Gesellschaft heiß diskutiert wird. Jeder Bürger hat dabei seine eigenen Vorstellungen und Vorlieben. Da demnächst ein Gesetzesvorschlag der Bundesregierung im Parlament zum Fracking verabschiedet wird, dürfte einigen das Gemüt erhitzen. Profis sollten in dieser Hinsicht schmerzfrei sein - was sie auch sind. Fragt sich nur was soll diese sarkastisch anmutende Weinerlichkeit in der Moderation. 
Ich vermute sie will berechtigter Kritik am Fracking-Verfahren von vorn herein das Wasser abgraben. Die Frage, die der umweltbewusste Bürger an die Politik stellt, ist doch: Wieso sollen wir plötzlich Fracking tolerieren, nur weil die Außen- und Bündnispolitik derart verfahren ist, dass wir mit dem Haupt-Lieferanten von Erdgas nicht mehr klar kommen.
Schon vor der Ukraine-Kriese habe ich mich gefragt, wieso Angela Merkel und andere Polit-Stars so versessen darauf sind, die Ukraine aus der GUS zu lösen und ins westliche Bündnis einzuflechten. Bis heute habe ich auf diese Frage keine plausible Antwort erhalten. So wie ich die Dinge beobachte sieht's so als vertrete die Politik im Mainstream kommerzielle Interessen einiger Großkonzerne, gegen die objektiven Interessen der eigenen Bevölkerung und zum Unmut bisheriger guter und verlässlicher Partner. Deckung und Argumentationshilfe zu diesem Tun liefert eine überschaubare zahl Mainstream-Journalisten, die sich in ihrem Job tatsächlich eine goldene Nase verdienen.

Danksagung

An dieser Stelle gilt mein Dank den Sponsoren Wladimir Putin, dem KGB und dem geheimen Netzwerk europäischer Neo-Faschisten, Verschwörung-Theoretikern und Alu-Hut-Trägern, die mich wie immer für jedes Wort mit Geld zu scheißen, dass ich an dieser Stelle ablasse.

Klar gestellt: Larmoyant vorgetragenen Sarkasmus braucht niemand. Die Panorama-Moderation hat da einen schlechten Job gemacht. Im Übrigen: Die wirklichen Sponsoren für diesen Blog sind die Clicks der Leser auf die eingebundene Werbung. Vor allem also die US-Konzerne Google und Amazon. Und wer tatsächlich etwas übers Fracking erfahren will, darf auf keinen Fall die Doku Gasland verpassen.

Nachtrag

Monitor hat sich kritisch mit den Thesen dieses Panorama-Beitrags auseinandergesetzt und neue Fakten dokumentiert.
https://www.youtube.com/watch?v=z10kdwWJxQQ

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