Präsident Obama eine Enttäuschung?

Quelle Facebook - Screenshot - Er ist nicht verrückt, er ist nur enttäuscht
Die 58. Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wird am 8. November 2016 stattfinden. Präsident Obama hat noch zwei Jahre Zeit, jeden von uns zu überraschen. Ich weiß noch wie mir fast jedesmal die Tränen kamen, als ich eines der Wahlkampf-Videos, und vor allem seine Reden auf YouTube hörte. Könnte nach einem George Walker Bush, der als Präsident eine Katastrophe war, tatsächlich ein US-Präsident von diesem Kaliber mit derartiger Glaubwürdigkeit möglich sein? Eigentlich hielt ich das für unmöglich und habe immer erwartet, dass ihn irgendjemand einfach abknallen würde.
Nun erschossen wurde Barack Obama nicht. Aber die Freuden-Tränen, die ich vergossen habe, waren voreilig. Und als ich neulich versuchte ein kleines Resumé der Obama Jahre aufzuschreiben und die Enttäuschung dabei allzu deutlich hervortrat hielt ich inne - (ganz langer Gedankenstrich) - und stieß auf  Michael Moore, der sich zu genau diesem Thema vor den Kameras des Hollywood Reporter ausgelassen hat. Die New York Post hat den Filmausschnitt in einem Artikel eingebettet und die markanten Stellen zitiert. Ich erlaube mir eine Übersetzung einiger Zitate:

Ich glaube Obama hat eine Menge guter Dinge erreicht. Aber gleichzeitig ist er eine große Enttäuschung gewesen....
Wenn eines Tages die Geschichte über diese Ära geschrieben wird, werden sie (Barack Obama) genau so erinnern: "Er war der erste schwarze Präsident." Nun denn, nicht schlecht. Aber genau das war's dann auch schon. Das war schon alles Herr Obama. In hundert Jahren wird vermerkt sein, dass er der erste schwarze US Bürger war, der zum Präsidenten gewählt worden ist. Und das war's - Acht Jahre ihres Lebens und das wird alles sein, woran sich die Leute erinnern.

Flashback

Interviewt wurde Michael More vom Hollywood Reporter auf dem Toronto Film Festival, wo sein Film "Roger & Me" zum 25 Jährige Jubiläum geehrt wurde. Im Interview lässt Moore nochmal einige Szenen aufleben, die das Elend der Leute in Michigan dokumentieren, die plötzlich arbeitslos werden weil der größte und beinahe einzige Arbeitgeber vor Ort unvermittelt dicht macht. Detroit und Flint sind die Städte um die es geht, GM der große und mächtige Welt-Konzern, der seine ehemaligen Arbeiter ihrem Schicksal überlässt.

Ich hatte die Doku vor 25 Jahren zeitnah im deutschen Fernsehen gesehen und war schockiert wie so etwas möglich ist, und gleichzeitig beruhig, das dieser Alptraum in meinem Land nicht geschehen kann. Natürlich war das naiv. Auch wir im beschaulichen Remscheid hatten plötzlich ein Problem als die größten Arbeitgeber der Werkzeugindustrie nach China verschwanden. Oder die Pleite in der Nachbargemeinde Burscheid, die irgendwann nach 22:00 alle Straßenbeleuchtung ausschaltete, weil die Gemeindekasse die volle Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnte.

In Deutschland hatten wir vor 25 Jahren eine recht gute Sozialversicherung. Jeder der arbeitslos wurde bekam tätige Hilfe vom Arbeitsamt bei der Stellensuche und vor allem beim Lebensunterhalt. Da jedoch Remscheid nicht die einzige Stadt in Deutschland war, aus denen die Investitionen abgezogen wurden und obendrein bei den verbliebenen Arbeitgebern die Produktivität massiv erhöht wurde und durch Rationalisierung, Automatisierung und Computerisierung weitere Millionen Arbeitslose "produziert" wurden, die so schnell keinen neuen Job bekommen konnten, ließ sich die Regierung Hartz IV einfallen. Das war dann ungefähr das Niveau von Lebensstandard, das in Roger & Me Berühmtheit erlangte. Und die letzten 25 Jahre in den USA haben gezeigt, das dies noch lange nicht das Ende der Verelendung darstellt. Tiefer und elender geht immer und das ist kein Trost für die Armen und Elenden, sondern ihr Fluch.

Das Ende des Fluchs ist denkbar, aber nicht in Sicht

Scheinbar war ich nicht der einzige, dem es schien, als könne ein Barack Obama, wenn er denn erst Präsident ist, die Armen von diesem Fluch erlösen. Das geschah nicht. Obama konnte GM vor der endgültigen Pleite schützen und für einen erstaunlichen Aufschwung der US-Automobil-Industrie sorgen. Er konnte viele (wenn auch nicht alle) Hedge Fonds, Banken und Spekulanten vor der Pleite bewahren. Was er nicht konnte war, dafür zu sorgen, dass die Leute, die von der Kriese am stärksten betroffen waren, ihre Häuser, die Ausbildung ihrer Kinder und überhaupt ihren bescheidenen Wohlstand erhalten konnten. Oder anders: den Milliardären konnte Obama helfen, den Fluch der Armut, der Not und des Elends konnte er jedoch nicht aus Amerika verbannen. 
Als Dokumentar Filmer hat Michael Moore in den vergangenen 25 Jahren viele Schicksale porträtiert und das Versagen der Politik einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt. Andere Autoren, wie Noam Chomsky und vor allem Jeremy Rifkin haben gezeigt, dass durchaus Alternativen zum wütenden Kapitalismus machbar wären, wenn sich die Leute nur darauf einließen. 
Ich denke jeder hat die Wahl, und je mächtiger das Amt desto entscheidender ist seine Wahl. Barack Obama konnte sich leider auf keine größeren Reformen einlassen, die den verheerenden Fluch der Armut aus Amerika verbannt hätten. Das war meine Hoffnung, vielleicht war es auch die Hoffnung von Michael Moore. Jedenfalls diese Hoffnung wurde enttäuscht.

Tiefer geht immer, vielleicht wird man sich doch anders erinnern

Woran könnte man sich in einigen Jahren erinnern, wenn man an die Obama-Jahre zurück denkt? Mal sehen ... da ist die Krankenversicherung. Verschmäht als Obama Care. Es hat unendlich viel Mühe gekostet diese Sozialleistung gegen eine konservative und religiös fundamentalistische Minderheit durchzusetzen. Hoffentlich wissen die Amerikaner so langsam zu schätzen, welch ein Geschenk ihnen gemacht wurde, so dass es nicht im Handstreich von der nächsten Regierung wieder gestrichen wird. Trotz der Wirtschafts-Krise ist es ihm gelungen den hoffnungslos überschuldeten US-Bundeshaushalt zu stabilisieren. Er konnte das Versprechen seines Vorgängers einlösen und Osama Bin Laden erledigen - getrübt wird das allerdings davon, dass er das eigene Versprechen, das Guantanamo-Lager zu schließen gebrochen hat. Einige Kriegsverbrecher konnten verurteilt werden, andere sind davon gekommen, nicht zuletzt sein Vorgänger George W. Bush musste sich für das Verbrechen völkerrechtswidriger Kriege vor keinem Gericht verantworten. Und überhaupt beim Thema Krieg scheint Präsident Obama voll der Rabauke zu sein. Ihm und seinen West- und Mittel-europäischen Partnern ist es gelungen einen neuen Ost-West Konflikt mit Russland zu etablieren, der weder in der Rhetorik noch in der lebensbedrohenden Endgültigkeit hinter dem Original zurückstecken muss. Weitere Fails sind verpasste Chancen beim Klimawandel, verpasste Chancen in der Sozialpolitik, vor allem im Bereich Bildung gäbe es gigantische Möglichkeiten, die die Chancen der kommenden Generationen stark beeinflusst hätten. 
Nun denn. Ich schaue als Deutscher auf die Probleme der USA und bin von Angela Merkel, meiner Kanzlerin mindestens so enttäuscht wie von ihrem Kollegen Barack Obama. Allerdings habe ich noch nie bei einer Merkel Rede auch nur ein einziges Tränchen weggedrückt.

Fazit

Die Enttäuschung ist durchaus berechtig, aber die Messlatte hatte auch verdammt hoch gelegen und die US-Gesellschaft ist nicht in der geistigen und moralischen Verfassung um positive Reformen, die den einfachen Menschen weiterhelfen würden, zu akzeptieren. Jeder Präsident kann halt nur so gut sein, wie die Leute, die er regieren muss.

Materialien bei Amazon:



Beliebte Posts aus diesem Blog

Windows Batch-Dateien mit Tastatur-Abfragen steuern

And every day the Ki greets you with another limerick

Kein Kommentar: Spiegel Online deaktiviert die Kommentare auf Google Plus