Collusion - zu Besuch bei den Datenjägern

"Zeit ist Geld! - Jetzt beeil dich mal!" Einer der meist gehassten Sprüche meiner Kindheit. Der Spruch ist ab jetzt offiziell abgeschafft. Du darfst ihn getrost vergessen, ab jetzt hast du alle Zeit der Welt. Denn dort wo das Geld gemacht wird, bist du mit deinem Zeitmaß ein Grob-Motoriker. Das Geld machen Computerprogramme und alle Andersgläubigen leben in verschiedenen und sehr interessanten Illusionen. Heute hängt das Geld an Informationen und wer sie verarbeitet verdient Geld.
Wenn Du Informationen verarbeiten willst musst du schauen, dass du Informationen bekommst. Soziale Netzwerke, das Web 2.0 und Werbe-Netzwerke dienen genau diesem Zweck. Sie schauen Dir über die Schulter während du dich durchs Internet klickst. Sie machen dies mit Cookies. Und ich denke sie machen dies nur zu einem Zweck. Am Ende musst du bezahlen. Du wirst freiwillig bezahlen, weil du für irgendetwas Geld ausgeben wirst. Du bezahlst, bekommst etwas dafür und alle die dir über die Schulter geschaut haben bekommen ihren Anteil an dem Geld, das du soeben ausgegeben hast. Aber du bezahlst auch noch in einer anderen Währung. Die Computerprogramme, die dir über die Schulter geschaut haben, können aus der großen Anzahl von Informationshäppchen, die du überall hinterlässt Wissen über dich und deines Gleichen erzeugen. Das hilft anderen Computerprogrammen wiederum dich gezielt auf Informationen hinzuweisen. Wenn du demnächst irgendetwas kaufst, ist dies vielleicht nicht mehr ganz so Zufällig wie es erscheint.
Häufig sind es Datenschützer, die dich über solche Möglichkeiten der Daten-Banken und Daten-Analyse aufklären. Manchmal sind es aber auch Journalisten.
Es ist heute ziemlich genau ein Jahr her, da startete "The Guardian" ein Online Projekt. Zusammen mit der Mozilla Foundation wollten die Journalisten wissen, wer hinter diesen Tracking-Netzwerken steckt, die sich über Cookies verfolgen lassen. Herausgekommen ist dabei ein Programm das "Collusion" heißt und das die Meldungen protokolliert, die eine besuchte Web-Site an andere Dienstleister im Web verschickt. Protokolliert wird nur die Tatsache, dass irgendeine Art der Kontaktaufnahme stattgefunden hat und nicht ob und welche Daten ausgetauscht wurden. Wie auch immer nach einigen Klicks hast du schon ein ordentliches Netzwerk an Spuren hinterlassen. Mit Collusion kannst du dir einen Überblick verschaffen. Die blau eingekreisten Sites hast du besucht, die roten sammeln Daten und die grauen können Daten sammeln oder auch nicht.
Anders als die Firefox Version von Collusion kann die Chrome Version die gesammelten Daten nicht exportieren. Aber du hast die Möglichkeit, die über Cookies verlinkten Sites einzeln zu besuchen und so selbst zu schauen was diese Sites anbieten.
The Guardian hat einen ersten Bereicht zu seinen Auswertungen schon am 18. April 2012 online veröffentlicht. Nach einem Jahr konnte ich keinen weiteren Bericht zu diesem Projekt finden, obwohl Datenschutz und die entsprechende Gesetzgebung immer wieder Themen sind, über die The Guardian ausführlich berichtet. Vielleicht gibt es bei diesen Werbenetzwerken nichts zu entdecken, was von journalistischem Wert wäre.
Du kannst das Tool benutzen um die Daten-Sammler und -Jäger zu besuchen. Am Ende steht die Erkenntnis, das Information und Informationsverarbeitung Geld ist. Es sind die Spuren des Geldes denen zu folgst und meistens wirst du eingeladen einfach mitzuspielen.

Quellen:


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