Der Welttag des Fernsehens

Im Nachtmagazing vom 22.Nov.2006 geht’s um die „Zukunft des Fernsehens“: http://www.tagesschau.de/sendungen/0,1196,SPM12_OIT6117944,00.html

In meinem Leben haben Fernsehen, Zeitungen und Radio immer eine große Rolle gespielt. In den 1990er Jahren hat sich das Internet mehr und mehr eingeschlichen. Die Tageszeitung hat’s irgendwann 1999 erwischt. Das war schmerzfrei – das heißt der Umstellungsprozess lief nicht wirklich als bewusst herbeigeführte Entscheidung, sondern eher als Begebenheit am Rande meiner individuellen Informationsbeschaffungsstrategie. Seither habe ich auch nie die Zeitung aus Papier vermißt. Das Lokalblatt wurde häufig aus meinem Briefkasten geklaut oder kam überhaupt nicht bzw. zerissen oder dreckig an. Das Handelsblatt-Abo ist irgendwann ausgelaufen.

Ich schaue heute gezielt im Internet nach bestimmten Infos und Hintergründen, die mir früher das Handelsblatt geliefert hat. Das scheint auf den ersten Blick unbequemer zu sein, weil man selbst aktiv werden muss andererseits wird man gut durch Suchmaschinen unterstützt.

GEO und DIE ZEIT, die ich früher gelesen habe, sind ersatzlos gestrichen. Mittlerweile haben alle Medien, die ich früher genutzt habe, eigene Internetseiten, die ich mir mehr oder weniger regelmäßig anschaue.

Die Internetprogramme der Fernsehanstalten gehören dazu. So wie die Zeitungsabos ausgelaufen sind und nicht erneuert wurden, weil ich sie nicht vermisst habe, ist es auch dem Fernsehen ergangen. Zuerst hat mein alter Fernseher seinen Geist aufgegeben. Ich habe mir eine TV-Karte gekauft und mir bestimmte Fernsehsendungen am Computermonitor angeschaut. Dazu musste ich mich nicht umgewöhnen, denn seit 30 Jahren schaue ich TV vorzugsweise im Portable-Format, also genau die Größe eines Computermonitors. Im jetzigen Computer habe ich die Karte nicht eingebaut, weil ich Fernsehen mittlerweile aus dem Internet beziehe. Einiges Vermisse ich da noch:

Zunächst die Qualität. Wirklich gute Streams gibt’s nur beim ZDF. Die sind auf Empfängerseite ab DSL-2000 nutzbar und haben ca. 1500 kbit/s. Alles was die ARD liefert fällt da stark ab. Aber ich denke das wird sich mit der Zeit geben.

Das andere ist die Vollständigkeit. Eigentlich sollte es möglich sein, wie bei Phönix einen täglichen Sendeplan online zu stellen bei dem der Zuschauer sich gezielt live ins laufende Streaming einschalten kann. Die Oberfläche der ZDF-Mediathek ist eher etwas zum Nachschlagen. Gut dabei ist, dass sie breit angelegt ist und potentiell das komplette ZDF-Angebot abdecken könnte. Tut sie aber nicht, sondern ist beschränkt auf eine Soap, die Nachrichten und die Magazinsendungen. Wobei es schwierig wird, wenn man eine Komplette Sendung aus der Mediathek empfangen will. Die Stückelungen von Wissens-Sendungen sind nicht immer Nachvollziehbar.

Ein Beispiel hierzu ist die Dino-Seite. Es handelt sich dabei um einen zweiteiligen BBC-Film, den es auch auf DVD gibt. Die einzelnen Seqenzen dieses Films bauen aufeinander auf. Der Film hat eine Dramaturgie, die durch die Zerstückelung in der Mediathek verloren geht. Die Tagesschau funktioniert hier wesentlich besser. Zum einen kann man die Tagesschau tatsächlich gut in mehrere Blocks zerschnibbeln zum anderen gibt’s auch die Möglichkeit die Sendung komplett zu sehen.

Und was ist mit Internet-Radio? Die Musikindustrie ist eifrig bemüht die Streams abzustellen und es wird ihr dank geschmierter oder sonst wie willfährig gemachter Politiker, die entsprechende Gesetze in die Welt setzen, auch gelingen. Leider rede ich hier nicht nur über deutsche Politiker oder EU-Politiker – nein – die Strategie der Oligopole der Musik- und Software- und Filmindustrie ist global. Die haben tatsächlich den Planeten völlig im Würgegriff ihrer Maßgeschneiderten Patent- und Copyright Gesetzgebung. Die Oligopolekontrollieren die Gesetzgebung in diesem Bereich – zum Thema Patentrecht und Copyright gibt’s keine demokratisch herbeigeführten Entscheidungen mehr.

Aber lassen wir das. Meinen Frust darüber kann ich später einmal gründlich recherchiert mit konkreten Vorhaltungen und Beweisen online stellen. Zurück zum Online-Radio: Die Streams des WDR hören sich schlechter an, als sie müssten – 48 kbit/s und Mono ist einfach Schrott. Dazu ist der Stream auf 35 Minuten beschränkt. Das reicht nicht um unterbrechungsfrei eine komplette Sendung zu empfangen. Wer tüchtig auf den WDR-Seiten rumklickt wird bisweilen Ausnahmen finden, die beweisen, wie schön es sein könnte. Das Beste Internet-Radio, das ich bisher empfangen konnte, kam aus Australien. Leider sendet thebasement.com.au nicht mehr.

Das war cooles Internet-Radio. Es gab Interviews mit Musikern oder anderen Leuten die kompetentes zu verschiedenen Themen zu sagen hatten. Es gab Live-Auftritte im Studio und es gab einige Web-Cams im Studio von denen immer eine online war. Das heißt der Moderator konnte bestimmen was gerade online ging. Konserven kamen meistens als Video, das heißt die Web-Cams waren offline wenn Videos gestreamt wurden.

Für mich ist der Trend klar. Klassische Medienformate wie Nachrichtensendungen, Zeitungsartikel, Fotoreportagen und Radiosendungen werden nicht aussterben, aber die Übertragungstechnik wird sich verändern. Das Zeugs wird bequem im Internet zur Verfügung gestellt. Die Möglichkeiten sich ins Internet einzuloggen werden ebenfalls erweitert werden. Solange also niemand die globale Kooperation der Netze stört werden sie ausgebaut werden und irgendwann einmal wird fast alles, was mit Informationsübertragung zu tun hat, übers Internet verbreitet werden.

Was ebenfalls passieren wird. Es wird spezielle Empfangsgeräte geben. Das heißt es wären durchaus UKW-Signale denkbar, die bestimmte Internetinhalte streamen, ohne eine Möglichkeit der Rückkopplung. Also klassisches Radio, jedoch sind bestimmten Radiofrequenzen bestimmte Audio-Streams aus dem Internet zugeordnet. Ähnliches könnte mit dem TV geschehen. Die Mobilfunknetze bieten das Potential sich immer und überall einzuloggen. Richtig cool wären Messenger, die kompatibel zueinander, zu allen Mobilfunk und Festnetzen sind. Mit dieser Technik könnten klassische Mobilfunk und Festnetztelefone abgelöst werden, so dass es zwar dedizierte Telefone gäbe, die jedoch mit Internet-Übertragungstechnik arbeiten würden.

Praktischer wäre dann aber schon eine Umstellung der Nutzerschnittstelle. Weg mit den Nummern, her mit der Liste aller Teilnehmer die nach bestimmten Kategorien gefiltert wird. Natürlich kann man auch persönliche Listen erstellen. Und wenn man schon einmal dabei ist, warum sollte der Rest des Internet außen vor bleiben? Der Internet PC im Handy-Format für unterwegs.

Naja mein „Welttag des Fernsehens“ ist mehr ein Abgesang aufs TV geworden und eine Wunschliste für erweiterte Internet-Angebote. Ich belasse es dabei. Interessant wäre noch darüber nachzudenken ob man Internet-Anwendungen für Browser programmieren sollte, oder gleich Programme erstellt, die sich spezieller Internet-Ressourcen bedienen. Zum Beispiel wie dass „Alltunes“ Programm von AllOfMP3.COM, mit dem man wesentlich bequemer und zuverlässiger MP3 Downloads ziehen kann, als über die HTML-Oberflache. Spezielle Programme für Ebay, CortalConsors usw. gibt’s ja schon.

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