Korruption oder "legalisierte Selbstbedienung"? Die Wahrheit hinter den explodierenden Netzentgelten
Peter Benwar mit Gemini 3, thinking
Sind die Netzentgelte deshalb so hoch, weil sie mit Korruption verbunden sind?
Das ist eine sehr direkte und verständliche Vermutung, aber die kurze Antwort lautet: Nein, im strafrechtlichen Sinne (Bestechung, Koffer voller Geld) ist Korruption nicht der Grund.
Es gibt jedoch ein „Aber“: Viele Kritiker bezeichnen das System als „legalisierte Selbstbedienung“. Die hohen Kosten entstehen durch eine Mischung aus notwendigem Ausbau und extrem profitablen, staatlich garantierten Gewinnen für die Netzbetreiber.
Hier ist die Aufschlüsselung, was wirklich hinter den hohen Preisen steckt und warum es sich oft unfair anfühlt:
1. Der Hauptgrund:
Die „garantierte Rendite“
Das ist der Punkt, der Korruption am ähnlichsten wirkt, aber völlig legal ist. Netzbetreiber (wie TenneT, Amprion etc.) sind Monopolisten – Kunden können sich Ihren Netzbetreiber nicht aussuchen.
* Damit diese Firmen überhaupt Leitungen bauen, garantiert ihnen der Staat (über die Bundesnetzagentur) eine feste Eigenkapitalrendite.
* Diese liegt oft bei ca. 4–5 %, was in Zeiten von Nullzinsen extrem attraktiv war. Kritiker (wie der Bundesverband Neue Energiewirtschaft) haben errechnet, dass manche Betreiber durch geschickte Ausnutzung der Regeln effektiv Renditen von bis zu 20 % erzielt haben.
* Das Problem: Diese Gewinne zahlen die Stromkunden direkt über Ihre Stromrechnung. Es ist also keine Korruption, sondern eine sehr (vielleicht zu) großzügige staatliche Regelung.
2. Der „Phantom-Strom“ (Redispatch)
Ein riesiger Kostenblock entsteht durch Fehlplanung, nicht durch Betrug:
* Windräder im Norden produzieren Strom, aber die Leitungen in den Süden fehlen (SuedLink etc. sind Jahre zu spät).
* Die Windräder müssen abgeregelt werden (Geisterstrom), werden aber trotzdem dafür bezahlt.
* Gleichzeitig müssen im Süden Gaskraftwerke teuer hochgefahren werden, damit das Licht nicht ausgeht.
* Sie zahlen also doppelt: Für den nicht genutzten Windstrom und den teuren Gasstrom. Das kostet Milliarden pro Jahr (Redispatch-Kosten).
3. Industrie-Rabatte auf Kosten der übrigen Kunden
Große stromintensive Fabriken zahlen oft fast keine Netzentgelte (um Arbeitsplätze zu schützen). Diese Befreiung ist politisch gewollt.
* Der „Ausfall“, den die Netzbetreiber dadurch haben, wird einfach auf die kleinen Verbraucher (Privathaushalte und Mittelstand) umgelegt (§ 19 StromNEV-Umlage). Das empfinden viele als ungerecht, ist aber geltendes Gesetz.
4. Echte Kostensteigerungen
Natürlich wird auch tatsächlich gebaut. Kupfer, Stahl und Transformatoren sind weltweit massiv teurer geworden. Da das Netz massiv ausgebaut werden muss (für E-Autos, Wärmepumpen, Windkraft), steigen diese Kosten real an.
Zusammenfassung
Es ist keine Korruption, sondern ein Systemfehler. Das System wurde so gebaut, dass Investoren fast kein Risiko haben, aber sichere Gewinne einstreichen, während Ineffizienzen (wie fehlende Leitungen) voll auf den Bürger abgewälzt werden.
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Dieses Video analysiert detailliert die aktuellen Preissprünge bei den Netzentgelten für 2025 und zeigt auf, wer davon profitiert und wer draufzahlt.
