Links Rechts oder besser doch die Mitte?
Aus sich des Bundestagspräsidenten ist die Frage geklärt. Die Linken sitzen links vor ihm, die große Mitte sitzt links und rechts vor ihm und gäbe es eine Rechte sie säße wohl rechts vor ihm. Ob die CDU/CSU sich dort intern sortiert und die Rechtsausleger dieser Parteien dann doch rechts außen sitzen weiß ich nicht.
Was ich auch nicht weiß ist, ob und wie sich ein Rechter oder eine Linke in ihrem Selbstverständnis sehen. Nicht nur einmal habe ich in den letzten Jahren gelesen es gäbe jetzt nach dem Zusammenbruch des Sowjet-Reiches kein Rechts und Links mehr. Zumeist wird dies mit dem Verschwinden der Faschistischen und vor allem der Sozialistischen Diktaturen begründet.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich solche nicht-geografischen Ortsbestimmungen ziemlich unsystematisch lese und nur flüchtig zur Kenntnis nehme und daher überfragt bin, ob ich diese kühne These jemals von einem ausgewiesenen Linken Autor gelesen hätte. Heute früh fand ich zu meiner Überraschung "Links oder Rechts? Lektion 1" von Jutta Ditfurth auf Facebook. Nun Facebook ist eine geschlossene und ziemlich unübersichtliche Veranstaltung daher erlaube ich mir hier ein komplett Zitat:
LINKS ODER RECHTS? Lektion 1
Einige scheinen den Unterschied nicht zu kennen oder sie tun so. Ich will es Euch ganz einfach erklären: Links sein heisst auf der Seite der Ausgebeuteten, Gedemütigten und Versklavten zu stehen und Werte wie soziale Gleichheit als Grundlage wirklicher Freiheit zu verteidigen. Diese Position radikaler Humanität schließt jede Form der Entwertung von Menschen aus.
Rechts zu sein, bedeutet sich auf die Seite der Inhumanität zu stellen, und z.B. Hierarchien und Herrschaftssysteme nur anzugreifen, um sie durch solche zu ersetzen, von denen man selbst einen Vorteil hat. Rechts zu sein, bedeutet Menschen und Menschengruppen zu entwerten (Rassismus, Antisemitismus, Sexismus usw.).
Wer behauptet, wie das die Neue Rechte tut, es gebe werde links noch rechts, verschleiert nur dass er rechts steht! Manche ihrer Anhänger_innen sind noch zu ungebildet, um den Unterschied zu kennen. Sie sollten anfangen zu lernen, damit die rechten Rattenfänger sie nicht missbrauchen können.
Die Autorin dieses Zitats, Jutta Ditfurth, ist links verortet und daher mangelt es dieser "Lektion 1" an Objektivität. Die Linken kommen doch als die Guten eindeutig besser weg - oder etwa nicht? Selbst die Rechten - so man jemanden gefunden hat, der sich freiwillig selbst dort hinstellt und von anderen sogleich dort verortet wird - also selbst ein fieser Rechter behauptet immer
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| Deutscher Bundestag Sitzverteilung im Links-Rechts Schema Screenshot: Wikipedia |
Was ich auch nicht weiß ist, ob und wie sich ein Rechter oder eine Linke in ihrem Selbstverständnis sehen. Nicht nur einmal habe ich in den letzten Jahren gelesen es gäbe jetzt nach dem Zusammenbruch des Sowjet-Reiches kein Rechts und Links mehr. Zumeist wird dies mit dem Verschwinden der Faschistischen und vor allem der Sozialistischen Diktaturen begründet.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich solche nicht-geografischen Ortsbestimmungen ziemlich unsystematisch lese und nur flüchtig zur Kenntnis nehme und daher überfragt bin, ob ich diese kühne These jemals von einem ausgewiesenen Linken Autor gelesen hätte. Heute früh fand ich zu meiner Überraschung "Links oder Rechts? Lektion 1" von Jutta Ditfurth auf Facebook. Nun Facebook ist eine geschlossene und ziemlich unübersichtliche Veranstaltung daher erlaube ich mir hier ein komplett Zitat:
LINKS ODER RECHTS? Lektion 1
Einige scheinen den Unterschied nicht zu kennen oder sie tun so. Ich will es Euch ganz einfach erklären: Links sein heisst auf der Seite der Ausgebeuteten, Gedemütigten und Versklavten zu stehen und Werte wie soziale Gleichheit als Grundlage wirklicher Freiheit zu verteidigen. Diese Position radikaler Humanität schließt jede Form der Entwertung von Menschen aus.
Rechts zu sein, bedeutet sich auf die Seite der Inhumanität zu stellen, und z.B. Hierarchien und Herrschaftssysteme nur anzugreifen, um sie durch solche zu ersetzen, von denen man selbst einen Vorteil hat. Rechts zu sein, bedeutet Menschen und Menschengruppen zu entwerten (Rassismus, Antisemitismus, Sexismus usw.).
Wer behauptet, wie das die Neue Rechte tut, es gebe werde links noch rechts, verschleiert nur dass er rechts steht! Manche ihrer Anhänger_innen sind noch zu ungebildet, um den Unterschied zu kennen. Sie sollten anfangen zu lernen, damit die rechten Rattenfänger sie nicht missbrauchen können.
Die Autorin dieses Zitats, Jutta Ditfurth, ist links verortet und daher mangelt es dieser "Lektion 1" an Objektivität. Die Linken kommen doch als die Guten eindeutig besser weg - oder etwa nicht? Selbst die Rechten - so man jemanden gefunden hat, der sich freiwillig selbst dort hinstellt und von anderen sogleich dort verortet wird - also selbst ein fieser Rechter behauptet immer
"Oh! Ich bin doch kein Rassist, aber du musst schon ..."
Setze jetzt für "Rassist" zwei weitere Varianten wie Antisemit oder Sexist und du hast nach den Gesetzen der algebraischen Logik drei "Aber-Sätze" beisammen. Mit dem "Aber" hast du sogleich zwei Einsichten gewonnen:- Du weißt, das der Aber-Satz-Sprecher weiß, was Du für gut und richtig hältst und ihm schwant dass er selbst wohl nicht dazu gehört, aber er gerne diese positive Konnotation in deinem Bewusstsein einnehmen würde
- Du weißt, du wirst gerade an-agitiert von jemanden der felsenfest von seiner gerade abgesonderten Rassisten-, Antisemiten oder Sexisten-Überzeugung eingenommen ist.
Situationsbedingt musst du dich dann nach den Einsichten eins und zwei fragen - und diese Entscheidung steht dringend an - ob du die Party sprengst oder diskret das Thema wechselst in der Hoffnung das das letzte Schweinsteiger-Tor, oder Paris Hilton taugen für ein belangloses blah blah blah.
Situationsbedingt?
Lass mich nachrechnen: Es ist 10:20. Jutta Ditfurth hatte oben angeführte "Lektion 1" vor acht Stunden also um 2:20 in den mäßig benutzerfreundlichen Facebook Editor getippt und erfolgreich gepostet. Alle Achtung, ich mache sowas nur in absoluten Ausnahmefällen. Das heißt für die Linke und prominente Autorin, die sich auf Facebook eingelassen hat ist die Party durchaus kein blah blah, denn sie bleibt hart am Thema. Etwas launisch zwar, aber sie lässt sich nicht irritieren. Launisch? Na klar: "Lektion 1" liest man eher selten auf Facebook und "Einige scheinen den Unterschied nicht zu kennen oder sie tun so." Ist schon nah dran am "eigentlich habe ich jetzt keine Lust mehr aber..."
Ups.. Ein böser Aber-Satz. Ja ja, jedoch von anderer Qualität als zu vor beim Rechten Aber-Satz. Der leicht genervte Linke Aber-Satz ist eng verknüpft mit "Situationsbedingt", das heißt es gibt dort noch eine dritte Lösung, die ich jedoch aus gesundem Eigen-Interesse nicht praktiziere, weil ich sie für Zeitverschwendung halte.
Es ist der letzte Versuch bevor die Party platzt: Ein letzter Versuch zu überzeugen. Ein aller Letzter Versuch ein potentielles Arschloch - das bist du doch oder? - auf die gute Seite des Kampfes gegen Ausbeutung, gegen Demütigungen, gegen Versklavung und für Werte wie soziale Gleichheit als Grundlage wirklicher Freiheit zu begeistern. Es ist ein letzter Bekehrungsversuch getarnt als launischer Belehrungsversuch.
Rechte Seite, Linke Seite - wie wär's denn mal mit Animal Farm?
Kannst du es irgend jemanden verdenken, dass er nach dem 20. Jahrhundert genug von gepflegten Gegensätzen hat? Weiß/Schwarz, Recht/Links, Christ/Jude/Moslem/Buddhist/Hinduist, Nazi/Demokrat/Sozialist. Das dient doch nicht meinem oder deinem Interesse. Tony Benn hat es einmal ungefähr so ausgedrückt:
Der Job eines Politikers ist einfach beschrieben. Du musst dafür sorgen, dass die Leute in Frieden, Sicherheit und in Gerechtigkeit miteinander leben.
Um es respektvoll zu sagen, scheint mir die Situation heute so zu sein, dass die große Mitte der Politiker, zwischen diesem Interesse der Leute, das Tony Benn so gut formulierte und den Interessen der Industrie einige unglückliche Kompromisse geschlossen haben, die dafür sorgen das der Job sich immer noch à la Tony Benn leicht beschreiben lässt, aber am Ende zu einer unglücklichen Situation für die Menschen wird.
Das ist dann der Punkt wo die Rattenfänger-Metapher aus Lektion 1 von Jutta Dittfurt auftaucht. Allerdings gibt es da mehr als einfach nur die Rechten, denn diese geschlossenen Kompromisse zwischen den super-reichen Milliardär-Interessen und dem Allgemeinwohl der großen gesellschaftlichen Mehrheit sind an und für sich schon eine Rattenfängerei, gegen die ein Ken Jebsen so wirkt, wie er in den Videos als Rock'n'Roll Demagoge ausschaut. Ziemlich klein und auf verlorenem Posten in einer riesigen Metropole.
Das muss nicht so bleiben, das weiß jeder, der auch nur eine einzige Rock'n'Roll-Band-Geschichte kennt. Am Ende steht immer ein Plattenvertrag und das, was enttäuschte Punks "Sell Out" genannt haben. Und wie eine Ratte aus Hameln, die ihrem Rattenfänger blind folgte, der so schön die Flöte spielte, wirst du dich fühlen, wenn du am Ende frustriert feststellt, dass du zuerst verkauft dann verramscht und ganz zum Schluss nochmal verarscht wurdest. So erlebten viele Menschen das Ende ihrer Träume. Alle Ideologien zerschellten an der Realität, von Obamas Ankündigungen blieb ein blasser Schatten, New Labor war ein Gespinst aus Lüge und Überwachungs-Staat, das Rot Grüne Projekt endete in Hartz IV und einer tiefen Spaltung der Gesellschaft.
Fazit
Schon vom persönlichen Temperament her muss ich dem Recht-Links-Schema mindestens noch eine Mitte zugestehen. Die romantisch verklärende Sicht auf die Linke halte ich angesichts der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts für nicht gerechtfertigt, die Rechten können sich mit der gleichen Begründung eigentlich nur noch in Grund und Boden schämen. Lange Zeit hatte ich erwartet dass sie einfach aussterben, aber das war wohl naiv. Jutta Dittfurth gebe ich Recht, wenn sie der Linken eine höhere moralische Bindungskraft als den Rechten unterstellt. Schade dass die Mitte ihr freiheitliches Potential nicht auslebt und statt dessen die Durchsetzung von Konzerninteressen gegen die objektiven Interessen der Mehrheit betreibt.
Material
Da gibt es zunächst die beiden Bücher:
- Jutta Ditfurth: Krieg, Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun: Die Grünen
- Christian Schmidt: Wir sind die Wahnsinnigen - Joschka Fischer und seine Frankfurter Gang
Einen Film von Tony Benn
- Westminster: Behind Closed Doors with Tony Benn (YouTube)
- Wirklich tonnenwise Filmschnipsel von und mit Tony Benn (YouTube)
- Animal Farm Summary für die Eiligen oder das Buch für die Genießer
- George Orwell: Animal Farm
- Antisemiten und Holocaust-Leugner - Warnung vor rechtsesoterischer "Friedensdemonstration"
- Kommunikationsstrategien der Neuen Rechten
- Jutta Ditfurth auf Facebook - Du musst nicht unbedingt bei Facebook registriert sein um die Inhalte des Kontos zu lesen.
