Die große Volksverarsche

In Zusammenarbeit mit Swantje Steinbrink hat Hannes Jaenicke das Buch "Die große Volksverarsche - Wie Industrie und Medien uns zum Narren halten" im Güterloher Verlagshaus veröffentlicht.

Zunächst zum Inhalt

Das Buch beschreibt ganz konkrete Fälle in denen wir uns verarschen lassen. Die Beispiele umfassen Verpackungen, TV-Konsum, Banken, Kosmetik, Arzneimittel, Energie-Wende, Automobile und Wein. Es sind jeweils konkrete Fälle aber keine Einzelfälle, bei denen es um besonders clevere Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Methoden geht. Jaenicke schildert Fälle die ausgesprochene Features des Systems sind. Allen seinen Fällen ist gemeinsam, dass wir als Konsumenten etwas dagegen tun können. Navigationshilfen für unser Handeln gibt das Buch zu jedem der geschilderten Fälle. Die letzten drei Kapitel befassen sich ausschließlich mit dieser Navigationshilfe und der Autor fasst sich dabei auch bei der eigenen Nase.

Kritik

Mir hat das Buch an den Stellen besonders gut gefallen, wo mir klar wurde, das es nicht irgendeine fette Verschwörung ist, nach der wir verarscht werden, sondern das wir alle es eigentlich tun. Die Branchen aus denen die Beispiele stammen umfassen den größten Teil unserer Volkswirtschaft, Millionen von Menschen arbeiten dort, und noch mehr kaufen dort. Wir alle schleppen diese Methoden mit uns herum. So gesehen schillert der Titel in verschiedenen Farben. Es gibt Leute, die ihre Kunden, Partner usw. nach allen Regeln der Kunst verarschen, aber genau diese Leute werden ebenfalls verarscht. Du verdienst dein Geld mit Verarsche - Arschloch ich auch! Wir verarschen uns gegenseitig, stetig auf der Suche nach dem eigenen kleinen Vorteil. Das ist aber bestenfalls zwischen den Zeilen zu lesen, wahrscheinlich sogar nur mein eigener persönlicher Eindruck. Jaenicke schildert nichts weiter als die Fälle, gibt Navigationshilfe für den Kunden, setzt Werte dorthin wo sie hingehören und ist dabei durchaus Selbstkritisch. Sein Anliegen ist es, das jeder von uns häufiger und immer wieder bemüht ist, das richtige Konsum-Verhalten zu leben. Wir können nicht von heute auf Morgen unser Leben umkrempeln, aber wir können heute beginnen so zu leben, das wir und andere Morgen besser leben.
In diesem Sinne will das Buch eine Diskussion anstoßen, vielleicht sogar eine Veränderung im Verhalten und Leben der Menschen begleiten. Daher ist es sinnvoll und konsequent, dass es zum Buch auch eine Website gibt.
Im Konsumdschungel-Guide geht es Jaenicke darum, positive Beispiele zu nennen. Wenn eine zuvor angeprangerte Marke ein tolles Produkt auf den Markt bringt, lädt er seine Leser ein, diese positiven Beispiele auf der Website zu beschreiben. Das scheint im juristischen Sinne vorsichtig zu sein, wenn er andersherum Leute einladen würde, alle Abzocker-Produkte, Giftzeugs und Dickmacher zu benennen, könnte er sich schnell Abmahnungen und Ärgeres einhandeln - und warum sollte ein Autor sowas riskieren? Ich denke, wenn viele Leute beginnen positive Erfahrungen aufzuschreiben, oder auch nur das Positive in den eigenen Produkten zu begreifen und zu notieren, ändert sich ihre Sichtweise. Das Volk der Verarscher wird zum Volk der klugen Produzenten und Konsumenten.

Quellen


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