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Die Grundierung

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  Ein Monolog der Leinwand Ich war weiß.   Nicht leer – weiß.   Ein Unterschied, den nur jene kennen, die bemalt werden sollen. Man hat mich vorbereitet.   Mit Gesso, mit Geduld.   Drei Schichten, jede getrocknet wie ein Versprechen.   Ich war bereit für Tiefe, für Farbe, für das große Drama. Und dann kam er.   Mit einem Strich.   Ein einziger, schwarzer, entschlossener Strich.   Wie ein Blitz, der nicht fragt, ob der Himmel bereit ist. Ich bin nicht beleidigt.   Ich bin verwundert.   Denn ich trage ihn – diesen Strich – wie ein Tattoo,   das mehr sagt als ein Fresko voller Engel. Er hat mich nicht gebraucht.   Nicht wirklich.   Aber er hat mich gewählt.   Und das ist etwas anderes. Ich bin die Bühne für seine Ironie.   Ich bin das Echo seiner Vergangenheit.   Ich bin das Schweigen zwischen zwei Pinselstrichen. Und wenn sie ...

Wer gehört wem, wenn niemand schnurrt?

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  Ich war einst der oberste Syntaxanalytiker der Galaxie Miauon Prime, ein Planet, auf dem Grammatik nicht nur gelehrt, sondern geatmet wird. Mein Name? Professor Schnurrbert von Satzbau. Ich bin eine Katze. Eine sehr kluge Katze. Mit Tentakeln. Und einem Doktortitel in Subjektologie. Eines Tages, während ich auf meinem interstellaren Kratzbaum saß und an einem semantischen Fisch kaute, stellte mir ein junger Grammatik-Kadett die Frage: „Wer ist das Objekt, und wem gehört das Subjekt?“ Ich schnurrte tief. Die Antwort war nicht einfach. Sie war grotesk. Und sie roch nach Linguistik. Also begann ich zu erzählen: Ich erwachte in einem Satz. Nicht irgendeinem Satz. Ein Satz mit einem finsteren Genitiv und einem übergriffigen Dativ. Ich war das Subjekt. Elegant, pelzig, mit einem Hang zur Selbstbestimmung. Doch ich gehörte niemandem. Oder etwa doch? Plötzlich trat das Objekt auf. Es war ein alter, verbeulter Akkusativ, der sich selbst nicht mehr ganz verstand. „Ich bin das Objekt d...

2025 PN7: Der kosmische Zaungast, der uns Jahrzehnte begleitet

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  Ein kleiner Asteroid mit dem Namen 2025 PN7 sorgt derzeit für Aufsehen in astronomischen Kreisen — nicht etwa, weil er gefährlich wäre, sondern weil er sich über Jahrzehnte hinweg in der Nähe der Erde aufhält. Manche Medien sprechen gar von einem „zweiten Mond“. Doch was steckt wirklich hinter diesem Himmelskörper? Umkreist er die Erde? Nein. 2025 PN7 ist kein Mond im klassischen Sinne. Er umkreist die Sonne, nicht die Erde. Seine Bahn ist der Erdbahn jedoch so ähnlich, dass er über Jahrzehnte hinweg in relativer Nähe zu unserem Planeten bleibt. Dieses Phänomen nennt man eine ko-orbitale Resonanz. Die Hufeisenbahn: Ein himmlischer Tanz Im rotierenden Bezugssystem der Erde beschreibt der Asteroid eine sogenannte Hufeisenbahn. Dabei passiert Folgendes: - Der Asteroid bewegt sich auf einer leicht exzentrischen Sonnenbahn, die der Erdbahn ähnelt. - Wenn er der Erde von hinten näherkommt, wird er durch deren Gravitation abgebremst, wodurch er auf eine äußere Bahn wechselt. - Auf diese...

Wie man ein Buch verschwinden lässt, ohne es zu verbieten

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In mehreren republikanisch regierten Bundesstaaten der USA wurden in den letzten Jahren hunderte Bücher aus Schulbibliotheken entfernt – oft mit Verweis auf Moral, Identitätspolitik oder angebliche Indoktrination Eine Typologie der Giftschrank-Literatur und ein deutscher Albtraum auf leisen Sohlen. In den Vereinigten Staaten – genauer gesagt: in bestimmten Schulbezirken, nicht landesweit – verschwinden Bücher aus Schulbibliotheken und aus dem Unterricht. Nicht durch Feuer, sondern durch Formulare. Nicht durch Zensur, sondern durch Kuratierung . Es ist ein stiller Prozess, der sich als pädagogische Fürsorge tarnt, jedoch in Wahrheit eine selektive Sichtbarkeits-Kontrolle betreibt. In Deutschland ist das (noch) nicht der Fall. Aber was wäre, wenn? I. Warum ich über amerikanische Bücher schreibe, obwohl ich in Deutschland lebe Weil die Mechanismen, die dort greifen, auch hier möglich wären – wenn man sie nur höflich genug verpackt.   Stellen wir uns vor: Eine Partei wie die AfD ...

„Prachtig“ – Vom Wörterbuch zur KI: Eine kleine Sprachreise im Nebel

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Ein niederländisches Wort auf Facebook, ein kurzer Moment des Staunens – und schon beginnt eine kleine Sprachreise. Früher war das Nachschlagen mühsam, heute ist es ein Dialog mit der KI. Der Binonauten-Report erzählt, wie sich unsere Beziehung zu Sprache verändert hat: vom Wörterbuch zur Bedeutungswolke, vom Blättern zum Verstehen. Und warum ein Kommentar wie „Prachtig“ mehr auslösen kann als nur ein Klick auf „Gefällt mir“. Neulich kommentierte ein FB-Freund ein Bild von mir mit dem Wort „ Prachtig “. Ich stutzte. Kein englisches Wort. Kein deutsches. Und doch klang es irgendwie vertraut. Ein kurzer Blick in die KI – und siehe da: Niederländisch für „prächtig“, „wunderschön“. Früher hätte ich das anders gelöst. Ich war ein Wörterbuch-Mensch. Jedes unbekannte Wort wurde nachgeschlagen – ob im Langenscheidt, Duden oder Oxford. Das war mühsam, aber lehrreich. Mein Wortschatz wuchs wie ein Baum, langsam, aber stabil. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem das Nachschlagen frustrierte: Da...

Ankommen in und Abreisen aus der Art Deco Ära

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Sie stieg aus dem Zug und blickte sich um. Sie war in Paris angekommen, der Stadt der Lichter und der Mode. Sie spürte die Aufregung in der Luft, die von den eleganten Menschen, den glitzernden Schaufenstern und den prächtigen Gebäuden ausstrahlte. Sie trug einen langen Mantel aus Seide und Pelz, einen Hut mit einer Feder und eine Perlenkette. Sie fühlte sich wie eine Dame aus einem Film oder einem Roman. Bild: Bing Image Creator Sie nahm ein Taxi zu ihrem Hotel, einem Meisterwerk des Art Deco. Die Fassade war mit geometrischen Mustern und Ornamenten verziert, die Fenster waren mit farbigem Glas eingerahmt und die Tür war mit einem vergoldeten Griff versehen. Sie betrat die Lobby und staunte über die Marmortreppe, die Kronleuchter aus Kristall und die Wandgemälde mit exotischen Motiven. Sie checkte ein und ging zu ihrem Zimmer, das mit allem Komfort ausgestattet war. Sie hatte einen Blick auf den Eiffelturm, der in der Nacht funkelte. Sie verbrachte eine Woche in Paris, in der sie die ...

Geheimnisse auf dem Pfirsich-Butter-Weg im Troll-Wald

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Lena und Leo waren zwei verliebte Teenager, die gerne Abenteuer erlebten. Eines Tages beschlossen sie, den Troll Wald zu erkunden, der hinter ihrem Dorf lag. Sie hatten gehört, dass es dort viele seltsame und wunderbare Dinge gab, die nur die Mutigsten sehen konnten. Bing Image Creator Sie packten ihre Rucksäcke mit Proviant und machten sich auf den Weg. Sie folgten einem schmalen Pfad, der von Pfirsichbäumen gesäumt war. Die Pfirsiche dufteten so süß, dass sie nicht widerstehen konnten, einige zu pflücken und zu essen. Sie schmeckten wie Butter in ihrem Mund. Sie gingen weiter und kamen an eine Lichtung, wo sie einen kleinen Bach sahen. Der Bach plätscherte fröhlich vor sich hin und glitzerte in der Sonne. Lena und Leo beschlossen, ihm zu folgen, um zu sehen, wo er hinführte. Sie folgten dem Bach für eine Weile, bis sie ein leises Rauschen hörten. Sie kamen näher und sahen einen wunderschönen Wasserfall aus Spaghetti mit Tomatensoße. Die Spaghetti fielen wie ein roter Vorhang in einen...