Wer gehört wem, wenn niemand schnurrt?


 

Ich war einst der oberste Syntaxanalytiker der Galaxie Miauon Prime, ein Planet, auf dem Grammatik nicht nur gelehrt, sondern geatmet wird. Mein Name? Professor Schnurrbert von Satzbau. Ich bin eine Katze. Eine sehr kluge Katze. Mit Tentakeln. Und einem Doktortitel in Subjektologie.

Eines Tages, während ich auf meinem interstellaren Kratzbaum saß und an einem semantischen Fisch kaute, stellte mir ein junger Grammatik-Kadett die Frage: „Wer ist das Objekt, und wem gehört das Subjekt?“ Ich schnurrte tief. Die Antwort war nicht einfach. Sie war grotesk. Und sie roch nach Linguistik.

Also begann ich zu erzählen:


Ich erwachte in einem Satz. Nicht irgendeinem Satz. Ein Satz mit einem finsteren Genitiv und einem übergriffigen Dativ. Ich war das Subjekt. Elegant, pelzig, mit einem Hang zur Selbstbestimmung. Doch ich gehörte niemandem. Oder etwa doch?

Plötzlich trat das Objekt auf. Es war ein alter, verbeulter Akkusativ, der sich selbst nicht mehr ganz verstand. „Ich bin das Objekt deiner Begierde“, miaute er dramatisch, während er sich in einen Nebensatz warf. Ich war irritiert. Ich begehrte höchstens eine Tasse intergalaktischer Katzenminztee.

Dann kam der Besitzer des Subjekts. Ein Präpositionalphrasen-Schmuggler namens „Von“, der behauptete, mich zu besitzen, weil ich in seinem Satz vorkam. „Das Subjekt gehört mir!“, rief er, während er sich in einem Relativsatz versteckte. Ich fauchte. Niemand besitzt das Subjekt. Das Subjekt ist frei. Es handelt. Es miaut

Doch dann wurde ich von einem Passivsatz überfallen. Ich wurde gefressen. Von einem Verb. Ein transitives Verb mit schlechten Manieren. Ich war nicht mehr das Subjekt. Ich war das Objekt. Und das Subjekt war plötzlich ein Hamster mit einem Adjektivkomplex.


So lernte ich: In der Grammatik wie im Leben ist alles relativ. Heute bist du das Subjekt, morgen das Objekt, und übermorgen ein Komma in einem Nebensatz, den niemand liest.

Aber ich, Professor Schnurrbert, bin immer das Subjekt meiner eigenen Geschichte. Außer wenn ich schlafe. Dann bin ich ein Objekt. Auf einem Kissen. Das mir gehört. Oder dem Dativ. Ich bin mir da nie ganz sicher.



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