Der Tod, das Sterben und die Attraktion

(c) Peter Benwar-Wagner

Meine Startseite unter Edge ist Bing. Dort gibt es eine horizontale Leiste mit Click-Baits, die ich mindestens ein einmal Pro Tag durch-klicke. Ich vermute, eine KI stellt diese Leiste für mich zusammen, denn besonders häufig sind dort Bilder von Menschen abgebildet die kurz beschrieben sind mit "unerwartet gestorben", "Stirbt mit 17", "11 Helfer ertrunken" usw. Die KI hat also vermutlich erkannt, dass ich zu den Typen gehöre, die gerne auf solche Links klicken. Alle diese Links stoßen eine Suche bei Bing an wie zum Beispiel: 


Unerwartet gestorben.


 Noch bevor die Zusammenfassung erscheint, erstellt Bing eine Kopie Leiste und trägt sie ganz oben auf der Ergebnisseite ein mit einer Markierung, damit ich bequem weiterklicken kann.


Warum ziehen mich diese Links mit einem morbiden Versprechen magisch an? Neugierig auf den Tod? -  Eigentlich nicht. Wissensdrang woran Menschen versterben können? Schon eher. Bestimmt ist es nicht die Neugier auf das Ende einer Biographie die ich zumeist nicht kenne oder gar bewusst verfolgt habe.


Sohn stirbt mit 27

https://www.bing.com/search?q=Lisa+Marie+Presley+trauert+um+ihren+Sohn


Immerhin ist es möglich der Attraktion ein wenig von ihrem Zauber zu nehmen: Indem ich die letzte Zeile im Browser beobachte, bevor ich einen Link anklicke, kann ich etwas mehr über das Click-Bait erfahren. Zum Beispiel wessen Sohn mit 27 verstorben ist. Das hilft manchmal aber in diesem Fall leider nicht. Ich brauche die Story. Also doch ein Klick. Die Artikel dahinter sind enttäuschend. Welche Mutter würde nicht gebrochen sein wenn eines ihrer Kinder plötzlich stirbt woran, warum, weshalb, wie usw. wird nicht verraten. Nur der Name:


Benjamin Keough


Und dann endlich ist es raus, was den Tod eines Sohns in die Click-Baits brachte. Der Sohn war der einzige Enkel von Elvis Presley. Der King of Rock war 1977 verstorben, lange bevor Benjamin geboren war. Bei mir führt das zur heiteren Erleuchtung "Ahh, der Sohn war in Wirklichkeit der Enkel, deswegen ist er ein Click-Bait wert."


Das war's schon? Ich will wissen warum etwas in die Klick-Baits kommt? - Wohl kaum. Eigentlich will ich wissen warum ich sie als Nachrichtenquelle für mich benutze: Was macht Click-Baits so unwiderstehlich?


Tod nach Corona Party


Zwei Attraktoren: Gevatter Tod und sein neuartiger Diener. Unter dem Strich ist es eine langweilige Meldung. Beim Lesen habe ich den erhobenen Zeigefinger kreisen gesehen. Ein anonymer 30 Jähriger ging auf eine Covid-19-Party, hat sich angesteckt. Nun denn "One down more to go...". 


Jetzt da es so schnippisch raus gekommen ist: Es hat doch was von einem Plot zu einem Gruselfilm - oder? Jeder weiß das da draußen ein Monster ist und trotzdem kann man nicht wegsehen, wenn ein Blödmann rausgeht und Party macht.


Click-Baits regen die Phantasie der Menschen an, die mit ihnen rumspielen. Jeder erwartet von der Story etwas mehr als wirklich dahinter steckt. Manchmal bin ich richtig enttäuscht. Deshalb konnte ich Click-Baits für lange Zeit ignorieren. Das ging solange bis Microsoft diese Verlosung gestartet hat. Für jede Suche bei Bing gibt es Punkte und ab einer gewissen Punktzahl darf man bei der Verlosung mitspielen. Drückt mir die Daumen Leute!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Windows Batch-Dateien mit Tastatur-Abfragen steuern

And every day the Ki greets you with another limerick

Kein Kommentar: Spiegel Online deaktiviert die Kommentare auf Google Plus