Trump: Symptom oder Ursache einer gespaltenen Gesellschaft?



In einem Bericht auf Politico wird die These vertreten, dass der Wahlerfolg von Donald Trump auch mit der Bereinigung der Presselandschaft in den USA zusammenhänge. Die Korrelation zwischen fehlen von regionalen Zeitungen und Trumps Wahlerfolgen in diesen Regionen würde diese These stützen. Ich halte die These nicht für ausreichend belegt:

Die Marktbereinigung auf dem Medien-Sektor ist in den USA tiefgreifender und verheerender als hierzulande und der Prozess läuft schon so lange, dass er als abgeschlossen betrachtet werden kann. Da wundert es mich schon, dass nicht schon vor Trump jemand auf die Idee mit den Fake News gekommen ist.

In der Argumentation verstehe ich die Korrelation nicht so ganz. Wenn ich unterstellen darf, das Leser von seriösen Zeitungen Vorbehalte gegen Trump haben, weil sie Populismus durchschauen und zwar unabhängig davon, dass sie seriöse Zeitungen lesen, dann kann es immerhin sein, dass sie von sich aus (Intelligenz, politischer Instinkt usw) gar nicht auf die Idee kämen, Trump zu wählen.

Das heißt seriöse Berichterstattung ist wichtig, und es ist auch wichtig, dass sie genügend Leser findet, aber ein echter Beweis, dass jedes politische Bewusstsein mittels Zeitungslektüre eingenordet werden müsste, ist das nicht.

Fanatisierte Opfer von Hass-Parolen und Desinformation habe ich in letzter Zeit zu genüge bewundert. Erfahren habe ich dabei, dass sie keiner Argumentation mit offensichtlichen Fakten zugänglich sind. Einen komplexeren Gedanken in diese Köpfe zu bekommen funktioniert schon mal gar nicht. Das heißt ihnen würde das lesen von Zeitungen nicht helfen. Daher erübrigt sich für diese Personen die Produktion von Zeitungen. Helfen würde es, sie von der Wahl abzuhalten, aber das wäre gegen die Regeln.

An dieser Stelle gibt es ein Henne-Ei Paradox, das der Artikel am Ende anspricht, als er über Walter Cronkite informiert und den alten Zeiten nachtrauert, als alle diesem Mann ihr Vertrauen schenkten. Wer ehedem Frank Zappa gehört hat, weiß, dass es niemals alle waren, die blindes Vertrauen hatten. Die besten hatten schon immer ihren eigenen Kopf.

 

Bestätigung: Es herrscht Krieg an der PR-Front


Spiegel Online bestätigt heute ein Argument aus dem Politiko Artikel. Trump hasst bestimmte Medien und bekämpft sie mit allem was er hat. Und das ist bedrohlich genug, denn mittlerweile genügen ihm keine Twitter Attacken gegen diese Medien mehr, sondern der Präsident erwägt administrative Maßnahmen gegen CNN, Washington Post, New York Times und viele andere. Mark Pitzke, der Autor des Spiegel-Online Artikels bemüht ein starkes Bild vom Orwell'schen Wahrheits-Ministerium bei der Beschreibung der Maßnahme, in deren Datenbank dann auch die Namen derjenigen Autoren mit Inhalten und Meinung verwertbar gespeichert wären, gegen die der Präsident der USA persönlichen Groll hegt.

Während ich mir das gedanklich ausmahle fühle ich mich in eine Szene im autoritär regierten Preußen versetzt, wo die königliche Regierung versucht mit Gewalt die Untertanen gefügig zu machen und gegen ungehorsame Autoren zum Beispiel der "Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe" mit Zensur, Schreibverboten und Verhinderung einer akademischen Laufbahn vorgeht. Um nur einen der vielen Namen zu nennen, die davon betroffen waren, notiere ich hier Karl Marx.

Tatsächlich haben der Präsident der USA Donald Trump und der preußische König viel gemeinsam - ich nenne hier nur den persönlichen Geschmack bei Möbeln und rüpelhafte Manieren. Der Präsident Trump wirkt wie aus der Zeit gefallen, ein anachronistischer Herrscher dem man nicht viel Erfolg bei seinen Projekten wünschen mag. Andererseits muss man sich auch Fragen, warum wählen die Leute solche Figuren - Trump ist ja bei weitem nicht der einzige, mit autoritären Anwandlungen im Regierungsamt, der nach demokratischen Regeln auserkoren wurde. Welche Macht steckt dahinter, dass sich das Wahlvolk derart hinter die Fichte führen lässt?

Verschoben: Die Machtstrukturen der Demokratie


Heute früh erheischte ich einen Blick auf die Notizen, die Mark Zuckerberg anlässlich seiner Anhörung vor dem Kongress vorbereitet hatte. Mein Einblick in Zuckerbergs Spickzettel war selbstverständlich medial vermittelt, ein Foto das einem AP-Fotografen gelang, und somit in alle Welt hinausposaunt wurde. Für Zuckerberg und Facebook geht es dabei um viel.
Sein Unternehmen steht nach den diversen Skandalen um die US-Wahlen, "Fake News" und Cambridge Analytica unter dem Druck der Öffentlichkeit und der Politik.
Wenn man einmal die Heuchelei beiseite schiebt und unberücksichtigt lässt, dass jedem klar sein sollte, der sich bei Facebook registriert, dass diese Firma mit den Daten ihrer Nutzer handelt, um Anzeigen-Kunden algorithmisch Verlesene Werbeplätze verkaufen zu können, so frage ich mich dennoch weshalb Facebook diese Medizin nicht in eigener Sache einsetzt und mit Werbe-Zauber und Zielgruppen-Manipulation erreicht, dass die Volksvertreter erst gar nicht hellhörig werden. Dem Geschäftsmodell sind scheinbar nicht nur rechtliche und politische Grenzen gesetzt, sondern auch die Wirklichkeit ist nicht so krass wie sie uns von einigen Meldungen vorgezaubert wird.

Du kannst einigen Leuten zu bestimmten Zeiten etwas vormachen, aber nicht alle Leute zu jeder Zeit belügen. Keine Ahnung wer das mal abgelassen hat, aber diese Wahrheit winkt einem immer mal wieder freundlich zu. Fakt ist Trump mag ein Spalter ein, aber der Riß der die US-Gesellschaft spaltet ist länger und geht tiefer als über eine Präsidentschaft hinaus. Und der Riss spaltet nicht nur die USA.

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