Gekaufte Wahrheit

Gentechnisch veränderte Lebensmittel verändern das Tier, das sich von ihnen ernährt. Gentechnisch verändertes Saatgut verbreitet sich unkontrolliert und verunreinigt traditionelle Sorten, die tausende Kilometer entfernt in einem anderen Land angebaut werden. Zwei naturwissenschaftliche Statements zur Gentechnik, vorgetragen vor über 10 Jahren von zwei unterschiedlichen Wissenschaftlern, die daraufhin ihre Arbeit, ihren guten Ruf als Wissenschaftler und ihre Forschungsgelder verloren. Der lange Arm der Industrie reicht weit. Wie weit, erfahren Zuschauer im Film Gekaufte Wahrheit der zur Zeit in der Mediathek der ARD steht.
Auf der eigenen Web-Site des Films Gekaufte Wahrheit gibt es zwei Inhaltsangaben - eine kurze und eine etwas längere - beide ersetzen nicht den Erkenntnisgewinn, den dir der Film bietet. Weiter findest du auf der Website die Protagonisten des Films und ihre Geschichte.

Ignacio Chapela

Konnte zeigen, dass die veränderten Gene von Gen-Mais sogar die Ur-Mais Anbauregion in Mexiko kontaminiert haben, die speziell geschützt ist, weil es das Ursprungsgebiet aller Mais-Sorten der Welt ist. Damit ist klar, dass wer verändertes Erbgut in die Welt setzt, damit das Leben auf diesem Planeten nachhaltig verändert - oder anders ausgedrückt, Gen-Technik-Pflanzen und eine natürliche Umgebung können nicht nebeneinander und unbeeinflusst voneinander existieren. Vermischungen sind nicht zu verhindern und der Prozess ist nicht mehr umkehrbar.
Als er einen Artikel darüber in Nature veröffentlichen will, startet eine Rufmordkampagne gegen ihn. Zwei GUARDIAN-Journalisten George Monbiot und Claire Robinson entdecken, dass alle Zuschriften hinter der Rufmordkampagne letztlich auf eine einzige Quelle zurückgehen: den Chemie- und Saatgut-Konzern MONSANTO. Monsanto hat eine Werbeagentur engagiert, die BIVINGS GROUP, die eine auf ihrer Homepage mit großem Stolz angepriesene effektive und moderne Werbestrategie durchführte: "VIRAL MARKETING – Infect the world!". 

Árpád Pusztai

Árpád Pusztai hatte wissenschaftlich korrekt untersucht, wie Ratten auf Gen-Verändertes Futter reagieren. Er verwendete dazu eine Kartoffel-Sorte, deren Gene mit dem Schnee-Glöckchen-Gen gegen verbiss durch Blattläuse bereichert war, und die in Schottland angebaut wurde. Das Schnee-Glöckchen-Gen hatte den gewünschten Effekt - aber gab es auch Nebenwirkungen?
Árpád Pusztai fuhr Langzeittests mit Ratten, um festzustellen ob sich über längere Zeiträume bei den Ratten, die Gen-Futter bekamen etwas veränderte. Er stellte Veränderungen beim Wachstum der Organe und der Fortpflanzungsfähigkeit fest und sprach darüber in einem TV-Interview. Dort sage er auch, dass er wissentlich kein Gen-Food konsumieren würde. Darauf folgten Kündigung, Rufmord und auf Druck höchster politischer Instanzen - schließlich persönlicher und beruflicher Ruin.

Jeffrey Smith

ist Sachbuchautor (Trojanische Saaten: GenManipulierte Nahrung - GenManipulierter Mensch - Nachwort Christine von Weizsäcker) und Aktivist gegen Gen-Food. In seinem neuen Buch (Genetic Roulette)  stellt er alle existierenden Studien und Forschungen über die Gesundheitsrisiken von GM Food zusammen, mit genauen Referenzen und in verständlicher Sprache. Im YouTube-Video berichtet Jeffrey Smith über Gen-Food und setzt sich für eine Kennzeichnungs-Pflicht von Gen-Food ein.

Antônio Andrioli

Im Film bringt er eine kluge Analogie zwischen einer Aussage Rousseaus und der aktuellen Gen-Technik-Debatte. Zunächst die Aussage Rousseaus: Die Ungleichheit der Menschen hängt eng mit dem Begriff des Eigentums zusammen. Es geht darum, dass jemand ein Grundstück eingezäunt und behauptet hat, dass das Grundstück ihm gehöre. Das Problem dabei war nicht das Einzäunen, oder seine Behauptung - das Problem waren, dass alle Anderen ihm glaubten. Die Aktuelle Gen-Technik führt mit ihren Patenten eine Art neuen Feudalismus ein. Sie erforschen die Gene existierender Nutzpflanzen, patentieren diese Gene und alle anderen müssen fortan zahlen, damit sie Teile der Pflanzen wieder nutzen können. Ein Teil dieser Patente umfasst sogar Wissen, das vorher schon da war. Sogar die Natur wird patentiert. Wir leben in einem neuen Feudalismus und sind zurückgeworfen auf Zustände, wo ein König irgend einen Fluss umzäunte und alle anderen zahlen ließ um das Gewässer zu nutzen. Damals gab es die Religion, um das zu legitimieren - merkwürdigerweise machen das heute die Wissenschaftler. Sein neues Buch: AGRO-Gentechnik: Die Saat des Bösen: Die schleichende Vergiftung von Böden und Nahrung

Andrew Kimbrell

zeigt an einem Fluss beim Fliegenfischen zwei Arten der Ökonomie. Da ist die eine, die wir betreiben. Sie ist linear und auf stetiges Wachstum ausgerichtet. Sie könnte alle Ressourcen dieses Planeten vernichten. Und dann ist da noch die andere, die in Kreisläufen arbeitet - die Ökonomie der Natur - sie ist die echte Ökonomie, denn sie erhält das Leben. Das Center for Food Savety hat eine Seite mit weitern Hintergrundinfos über Andrew Kimbrell und im YouTube Video spricht er die Probleme an, die genveränderte Organismen mit sich bringen.

Was nun?

Wie im Film klar gestellt - niemand kann einen manipulierten Satz von Genomen aus der Natur zurückholen, sobald er ausgebracht wurde. So gesehen ist die Schandtat schon vollbracht. Und die Natur reagiert auf ihre Weise auf diese neuen Gen-Food-Kreaturen. Árpád Pusztai sprach sich ursprünglich für Langzeit-Tests aus. Schon dies war den Bossen zu viel. Die Bosse wissen auch, das niemand dieses Gen-Food-Zeugs essen würde, wenn es klar und deutlich gekennzeichnet wäre. Und selbst wenn Politiker eine Kennzeichnungs-Pflicht für Gen-Food durchsetzen würden, so zeigt Jeffrey Smith das dies gar nicht so einfach ist, denn die Gen-Produkte sind ihrerseits Bestandteil vieler weiterer Nahrungsmittel, die wir im Supermarkt kaufen können. Wir können auch nicht darauf bauen, dass gewählte Politiker uns vor den Machenschaften der Gen-Bosse schützen.
Kritiker werden von der Industrie diskreditiert, mundtot gemacht und es werden Rufmord-Kampagnen gegen sie inszeniert. Alles Maßnahmen die ein Karriere-Bewusster Politiker zu umgehen weiß. Aber nicht nur er. Zwar werden im Film keine Namen genannt, aber die meisten Wissenschaftler unterstützen das Treiben der Industrie, indem sie sich kaufen lassen oder indem sie mit ihnen kollaborieren.
Das Denken in Kreisläufen kann sehr inspirierend sein, denn über die Jahrzehnte hinweg ist schon klar, das dieses Wirtschaftssystem diejenigen Ressourcen des Planeten verzehren wird, die wir heute dringend brauchen um zu überleben. Oder anders ausgedrückt. Wir sägen am Ast auf dem wir sitzen und das Ende scheint klar vorhersehbar. Ist es aber nicht wirklich. Klar ist, das wir mit dieser respektlosen und gleichzeitig ruinösen Art zu leben aufhören müssen - oder wir werden aufgehört. 
Wenn der Kaiser nackt vor einem steht, kann man das leugnen und seine neuen Kleider bewundern, aber es hilft nichts, auch nicht wenn es alle tun. Wer glaubt, es sei besonders klug im Bauplan der Natur rum zu pfuschen darf das gerne tun, am Ende steht jedoch fest, dass er einfach nur zu blöd war. Das Problem ist jedoch nicht, das einer Gaga ist, das eigentliche Problem sind all die Anderen, die ihm folgen.
Es wird immer viel darüber lamentiert, dass die globalisierten Wirtschafts-Imperien die Demokratie vernichten. Klar das tun sie, aber wir alle machen mit, weil wir denen unser Geld geben und weil wir deren Politiker wählen. 


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